Lexikon

Auf dieser Seite wächst nach und nach ein kleines Lexikon, welches die wichtigsten Begriffe rund um die Tierpsychologie definiert und etwas näher beschreibt.

 

Haben Sie viel Spaß bei Ihrer persönlichen kleinen Weiterbildung!

 

Ein Anamnesebogen ist ein gedrucktes oder digitalisiertes Formular, mit welchem die gesundheitliche Vorgeschichte (Anamnese) eines Patienten systematisch erfasst wird. Entsprechender Dokumentationsbogen wird auch seitens Tierpsychologen gerne eingesetzt, um für die Analyse von Verhaltensauffälligkeiten eines Tieres alle dafür erheblichen Informationen gebündelt zu erhalten.

Anamnesebögen können inhaltlich und formal sehr unterschiedlich aufgebaut sein. Für Tierpsychologen sind vor allem Grunddaten über Tier, Umfeld, evtl. (frühere) Erkrankungen, Medikationen, Ernährung, Beschäftigung u.v.m. relevant. Vor allem wird auch erfasst, wo, wann, zu welcher Zeit in welcher Form welche Verhaltensauffälligkeit gezeigt wird.

Der Anamnesebogen wird seitens der direkten Bezugsperson/en des Tieres (jeder für sich, da die Wahrnehmungen der einzelnen Person sehr unterschiedlich sein können und jeder Hinweis wertvoll sein kann) ausgefüllt. Möglich ist auch das Ausfüllen im Rahmen eines Interviews zwischen Kunden und Tierpsychologen. Diese Variante hat sich als vorteilhaft erwiesen, da in einem gemeinsamen Gespräch evtl. Missverständnisse oder Unklarheiten in den Fragestellungen eines Anamnesebogens direkt geklärt werden können, bzw. der Tierpsychologe Informationen des Kunden bei Notwendigkeit genauer hinterfragen kann.

Je detaillierterzuverlässiger und objektiver der Kunde die Daten/Informationen weitergibt, desto besser kann der Tierpsychologe die Situation des Tieres (und des Kunden) einschätzen und Hilfestellungen in Form von Therapie- und Trainingsmaßnahmen bieten. Das Beibehalten eines objektiven Blickwinkels bei der Zusammenfassung der Informationen gestaltet sich für den Kunden nicht immer einfach. Verständlicher Weise! Es geht um die geliebte Fellnase und so schwingen immer Emotionen mit, die oftmals in den Anamnesebogen mit einfließen.

Hierbei handelt es sich um eine Form der Verhaltensstörung, bei der das Tier in akuten Phasen bzw. über einen längeren Zeitraum hinweg selbst verletzendes Verhalten zeigt.

Die Art und Weise der Verletzungen können dabei sehr unterschiedlich sein; angefangen vom Herausreißen des eigenen Fells, Wundputzen verschiedenster Körperregionen bis hin zum Aufbeißen der Pfoten oder blutig knabbern der eigenen Krallen u.v.m.

Dieses Verhalten kann unterschiedlichste Ursachen haben. Wichtig ist, auf autoaggressives Verhalten möglichst schnell zu reagieren, den Auslöser zu identifizieren und Therapiemaßnahmen einzuleiten. Je früher mit der Behandlung begonnen wird, desto Erfolg versprechender ist diese und desto gravierendere Folgeschäden können vermieden werden.

Mit diesem Schlagwort spreche ich ganz bewusst ein Thema an, bzgl. dessen die Meinungen sehr weit auseinandergehen und oftmals Emotionen hochkochen: Die Bestrafung von Tieren. Doch ist es mir zum einen wichtig, Aufklärung zu Themen rund um unsere Katzen zu betreiben, zum anderen den Lesern meiner Webseite meine Arbeit und Einstellung zu verschiedenen Themen näherzubringen. Schließlich besteht die Möglichkeit, dass Sie mich bezogen auf Ihre Samtpfote um Rat bzw. therapeutische Unterstützung bitten. Dann möchten Sie sich vermutlich mit mir an Ihrer Seite wohlfühlen und Ihren tierischen Freund in guten Händen wissen.

Was genau beinhaltet Bestrafung überhaupt?

Es sind aversive Ereignisse (wie Handlungen, Hilfsmittel, …), die sich gegen ein Tier richten und in diesem zumindest einen unangenehmen Reiz, oft auch starke Abneigung, Angst, Stress oder Schmerzen auslösen. Die Anwendung mehr oder weniger harter Strafen ist eine leider immer noch relativ häufig anzutreffende Erziehungsmethode, die auf ein unerwünschtes Verhalten bzw. eine unerwünschte Handlung eines Tieres folgt und dessen/deren zukünftige Auftretenswahrscheinlichkeit direkt oder indirekt verringert. Auch das Ausbleiben einer positiven Bekräftigung (z.B. Futterbelohnung, Loben, körperliche Zuwendung) kann als Bestrafung gesehen werden.

Typische Bestrafungsbeispiele sind:

  • Schimpfen, in die Hände klatschen
  • Hilfsmittel, die Schreckreize verursachen (bspw. Wasserflaschen oder -pistolen, Rütteldosen, Elektroschock)
  • Diverse Halsbänder (z.B. Korallen-, Würge-, Sprüh-, Stromhalsbänder)
  • Anwendung eines sog. „Nackengriffs“
  • Körperliche Übergriffe wie Schlagen, Treten, Anrempeln, Auf-den-Boden-Werfen etc.
  • Tiere mit Gegenständen bewerfen
  • Bei Unsauberkeit eines Tieres: Nase in die Urinpfütze halten
  • u.v.m.

Meine Philosophie zu Bestrafungen/aversive Methoden:

Vor ganz vielen Jahren fiel mir im Rahmen einer Internetrecherche ein Spruch auf, der meinen Umgang mit Tieren sehr stark geprägt hat, hinter dem ich absolut stehe und den ich entsprechend auch lebe:

„BEHANDLE DEIN TIER STETS SO,
DASS DU IM NÄCHSTEN LEBEN OHNE WEITERES
MIT IHM DIE ROLLEN TAUSCHEN KÖNNTEST!“

Ich denke, dieser Satz sagt alles aus! So spreche ich mich nicht nur ganz bewusst gegen Bestrafungen/den Einsatz aversiver Methoden aus, sondern pflege auch einen entsprechenden Umgang mit meinen eigenen Fellnasen und meinen Kundenfellchen.

Warum? Nicht nur da Bestrafung/aversive Methoden meinen moralischen und ethischen Ansichten widersprechen, führen sie dauerhaft auch nicht zum Erfolg. Im Gegenteil! Bestrafungen mögen im ersten Moment erfolgreich erscheinen (beispielsweise, wenn ein Gegenstand nach einem Tier geworfen wird, dieses vor Schreck wegrennt und wir fälschlicherweise denken „das macht es nie mehr wieder“). Die Gefahr ist jedoch recht groß, dass sich durch Strafen Verhaltensprobleme entwickeln oder wenn diese bereits bestehen, verstärkt werden. Denn Bestrafungen -das ist nichts anderes als bei uns Menschen- lösen in der Regel Unverständnis, Misstrauen, Frust, Aggressionen und mehr aus.

Meine Erfahrungen zeigen mir, dass es sicherlich zu Situationen kommen kann, in denen Katzen extremes Aggressionsverhalten zeigen. Oder der ausgeprägte Jagd- und/oder Spieltrieb eines Vierbeiners wird an seinem Menschen ausgelebt. So schießt eine Fellnase gerne einmal über das Ziel hinaus. Allein schon, um Menschen nicht in Gefahr zu bringen, ist in derartigen Situationen selbstverständlich mit sofortigen Maßnahmen zu reagieren! Doch dabei stellt sich in meinen Augen immer die Frage des „Wie wird es gemacht?“

Egal wie die Situation ist, lege ich immer großen Wert darauf, dass die betroffenen Vierbeiner die angewendete Maßnahme verstehen. So haben Bestrafungen neben ihrer Aversion vor allem einen „Haken“: Im Falle einer auf ein unerwünschtes Verhalten erfolgten Strafmaßnahme lasse ich das Tier quasi im Regen stehen. Denn ich zeige ihm keine Möglichkeit auf, wie es sich statt des unerwünschten Verhaltens verhalten soll. Das Tier weiß also letztendlich mit der Situation nicht viel anzufangen. Resultat: Ich habe mit meiner Bestrafung nichts gewonnen. Denn völlig alternativlos wird entweder genau dieses unerwünschte Verhalten oder ein abgewandeltes bzw. anderes unerwünschtes Verhalten zu späterem Zeitpunkt erneut gezeigt.

Und noch ein wichtiger Einwand: Tierisches Verhalten hat wie bei uns Menschen auch IMMER einen Grund. Meine Aufgabe als Tierpsychologin ist es, den Grund herauszufinden. So zeigen Tiere nach meinen Erfahrungen unerwünschtes Verhalten, weil sie auf anderem Wege nicht die Aufmerksamkeit ihres Menschen erhalten. Dies ist nur eine Möglichkeit von vielen.

Alles in allem lehne ich also Bestrafung ab und favorisierte stattdessen Methoden der klassischen Verhaltenstherapie, so z.B. der Gegenkonditionierung, die auf klassische Konditionierung beruht. Heißt: Ich zeige einem Tier unerwünschtes Verhalten durch Nichtbestätigung an und bekräftige gleichzeitig erwünschtes Verhalten, welches sich dann dauerhaft festigt. Ebenfalls ein Abruftraining ist obligat. Außerdem arbeite ich mit positiven Verstärkern. Diese Methoden ergänze ich gerne mit diversen Trainings- bzw. Managementmaßnahmen (z.B. Clickern, Entspannung, Rituale …).

Clickertraining ist eine Methode, Tieren jegliches Verhalten anzutrainieren und mit ihnen zu kommunizieren. Es erfolgt auf dem Prinzip der positiven Verstärkung erwünschter Verhaltensweisen in Verbindung mit einem Belohnungssystem. Auf jede körperliche Einwirkung oder Korrektur wird im Training verzichtet.

Das Clickertraining beinhaltet ein „Markertraining„. Dabei wird ein Klick“-Signal (bspw. mithilfe eines „Klick“-verursachenden kleinen Handgerätes, dem sog. „Clicker“ oder durch Zunge schnalzen) ausgeführt. Das Geräusch signalisiert dem Tier, dass es ein erwünschtes Verhalten gezeigt hat. Das Tier wird für dieses Verhalten mit einer hochwertigen Belohnung (meist ein für das Tier sehr schmackhaftes Futter) belohnt. So wird das Tier auf das entsprechende Klick-Geräusch hin konditioniert.

Das Clickertraining sollte -angepasst an die Individualität des jeweiligen Tieres- sehr kleinschrittig aufgebaut werden.

1. Schritt:

Das Tier muss den Clicker als Gegenstand und Geräusch kennenlernen und mit dem „Klick“ eine Belohnung verbinden. Dieser Schritt wird dem Tier nähergebracht, indem der Ablauf „Click – Futter – Click – Futter, usw.“ Anwendung findet.

2. Schritt:

Nun muss dem Tier vertiefend das Belohnungsprinzip nähergebracht werden. So muss es verstehen, dass der „Klick“ nur dann erfolgt und eine Belohnung ankündigt, nachdem das Tier erwünschtes Verhalten gezeigt hat. So besteht das Prinzip des Trainings darin, dass ein Tier lernt, ein Verhalten, welches lohnend ist zu zeigen, tatsächlich auch öfter zu zeigen. Es lernt also am Erfolg. Entsprechend ist der Ablauf „erwünschtes Verhalten – Click – Belohnung“.

Aufgrund der präzisen Verhaltensbestätigung ist das Clickertraining –bei Einhaltung bestimmter Regeln– sehr effektiv und vielfältig einsetzbar; angefangen von der Grunderziehung oder als hoch effektive Ausbildungsmethode, bis hin zum Trainieren von Hundesportarten oder Einüben von Kunststücken und Tricks.

Auch ist es ein wichtiger Baustein in der tierpsychologischen Arbeit; sei es im Rahmen von Spiel und Beschäftigung, in Verbindung mit Präventionsmaßnahmen von Verhaltensauffälligkeiten oder zur Therapie von Problemverhalten.

Es kann mit allen Tieren, die dazu körperlich und geistig in der Lage sind, geklickert werden. Das Training ist bereits erfolgreich bei Tieren jeglicher Größe und Spezies, egal ob wild oder domestiziert, jung oder alt angewandt worden. Beispiele sind: Hunde, Katzen, Seehunde, Delfine, Vögel, Ratten, Kaninchen u.v.m.

Deprivationsschäden sind die Folgen mangelnder Umwelt- und Sozialreize. Sie können bei unseren Katzen entstehen, wenn sie reizarm oder lieblos aufwachsen oder gar nicht bzw. mangelhaft sozialisiert wurden und nicht gelernt haben, sich mit ihrer Umwelt auseinander zu setzen. So tritt eine Deprivation oft bei Fellnasen auf, die bereits in jungen Jahren lange Aufenthalte in Tierheimen erlebt haben bzw. im Kennel gehalten wurden.

Um Entstehung und Auswirkungen von Deprivationsschäden verstehen zu können, ist es wichtig zu wissen, dass sich das Gehirn unserer Fellnasen zu einem Großteil erst nach der Geburt entwickelt. Dann heißt es auch, die Entfaltung der einzelnen Sinne durch zahlreiche verschiedene Reize zu fördern. Dabei kommt der ungemein wichtigen „Sozialisierungsphase“ (ab der 3. Woche bis zu den ersten Lebensmonaten) unserer Fellnasen eine entscheidende Bedeutung zu. Egal ob positive oder negative Erfahrungen – jede einzelne gräbt sich in das Gedächtnis unserer Vierbeiner ein.

Wächst ein Tier reizarm auf, mangelt es an intellektuellen Herausforderungen und Erfahrungen, oder findet Sozialisierung mangelhaft oder gar nicht statt, können sich die Nervenzellen des Individuums nicht ausreichend miteinander vernetzen. Resultat:

Die Gehirnstruktur weist Defizite auf, sodass unsere Katzen später nicht in der Lage ist, sich in einer komplexen Umgebung zurecht zu finden und flexibel auf veränderte Bedingungen zu reagieren. Deprivationsschäden beinhalten folglich gravierende Entwicklungs- und Anpassungsstörungen. Durch eine fortschreitende Entwicklung lebt das betroffene Tier unter ständiger Anspannung. Dies führt nicht selten zu Depressionen, Traumata, chronischen Angstzuständen oder aggressivem Verhalten. Im schlimmsten Fall verliert das Tier nach und nach seine Selbstkontrolle.

Deprivationsschäden können sich z.B. darin äußern, dass unsere Samtpfoten sich (stark) von allem und jedem distanzieren, das Haus nicht verlassen möchte, unsauber werden oder sich ungewohnten Situationen entziehen bzw. auf neue Situationen übersensibel reagiert. In ihrer gewohnten Umgebung und einer für sie sicheren Situation verhalten sie sich meist völlig normal. Dies darf dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass betroffene Vierbeiner unter ständig hoher psychischer Belastung leben.

Eine Stabilisierung der von Deprivationsschäden betroffen Fellchen ist grundlegend möglich. Neben einem Leben in ruhigen Bahnen und die Vermeidung von Veränderungen empfiehlt sich die therapeutische Beratung und Betreuung einer Tierpsychologin, die mit einem auf betroffenes Tier individuell zugeschnittenen Therapieplan unterstützen kann.

Grundsätzlich aber liegt es in unserer Verantwortung, Deprivationsschäden unserer Fellnasen durch eine gute Sozialisierung, mit vielfältigen Beschäftigungs- und Spielangeboten im Solitär- und Sozialspiel, mit gemeinsamer Qualitätszeit inklusiv Liebkosungen sowie mit Entspannung und Co. zu vermeiden.

Der Begriff „Enrichment“ bedeutet übersetzt „Bereicherung“ bzw. „Anreicherung“ und setzt sich mit der Frage auseinander, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um den Lebensraum und damit die Lebensqualität von Tieren artgerecht(er) und hochwertig(er) zu gestalten.

Geboren wurde der Gedanke aus der Arbeit mit Zootieren heraus. Die Zielsetzung bestand und besteht darin, Gehegehaltung, die körperliche und geistige Einschränkungen und Entbehrungen der Tiere beinhaltet, durch möglichst artgerechte Gestaltung, vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten etc. anzureichern.

Da die Menschen zunehmend mit dem Bewusstsein leben, Tieren eine eigene Individualität sowie Gefühle und Bedürfnisse zuzugestehen, etabliert sich der Enrichment-Gedanke und dessen Umsetzung auch immer mehr im Zusammenleben mit unseren Haustieren.

Daraus folgend nimmt das Wort „Enrichment“ ebenfalls in der tierpsychologischen Verhaltensberatung und -betreuung einen immer höheren Stellenwert ein. Sowohl in der präventiven Arbeit von Verhaltensauffälligkeiten und -problemen als auch in der Therapie von bspw. Angst- und Aggressionsverhalten tritt „Enrichment“ zunehmend in den Fokus und stellt einen wichtigen Baustein dar.

Das Wort „Enrichment“ gliedert sich in drei verschiedene Bereiche, wobei jede Sparte ihr Augenmerk auf einen anderen Schwerpunkt setzt:

1. „Behavioural Enrichment“ …

bezieht sich auf alle Maßnahmen, die die Sinne von Tieren fokussieren. Ziel ist die geistige Auslastung der Tiere durch das Anbieten von (neuen) Reizen. Beispiele sind Clickertraining, Konzentrationsübungen u.v.m.

2. „Environmental Enrichment“ …

legt das Augenmerk auf alle Maßnahmen, die zur Optimierung der Strukturierung des tierischen Lebensraums beitragen und damit eine Bereicherung des Tieres darstellen. Genannt werden können Maßnahmen wie bspw. die Suche nach geeigneten Standorten für Futterstellen, Toiletten, Ruheplätze bzw. die Optimierung dieser. In diese Kategorie fallen außerdem die Einrichtung von sog. „Stimmungszonen“ oder die optimale Ausnutzung von beengtem Wohnraum.

3. „Social Enrichment“ …

beinhalten alle die Sozialkontakte eines Tieres betreffenden Maßnahmen, sei es zu Artgenossen, Bezugsperson/en oder zu weiteren mit ihm lebenden Menschen. Beispiele sind gemeinsame Aktivitäten wie Kuschel- oder Spielstunden, u.v.m.

Wie die meisten Säugetiere nehmen unsere Katzen Gerüche hauptsächlich über die Nase wahr. Doch darüber hinaus besitzen sie zur Geruchswahrnehmung ein weiteres Sinnesorgan: das sog. „Jacobson-Organ“ (auch „Vomeronasale Organ“ genannt).

Die Geruchsaufnahme mit dem Jacobsonschen Organ (sog. Flehmen) können wir am (leicht) geöffneten Maul, der etwas hochgezogenen Oberlippe und der gehobenen Kopfhaltung erkennen. Meist geht Flehmen mit einem leichten Schmatzen einher. Den dabei gezeigten speziellen Gesichtsausdruck, der einige Sekunden etwas „entrückt“ bzw. abwesend ist, beschreiben viele Menschen etwas belustigt mit den Worten: „etwas dümmlich aus der Wäsche schauen“. Vergleichbar ist die Mimik mit uns Menschen in den Momenten, in denen wir Ekel zeigen.

Im Gegensatz zur Nasenatmung atmen unsere Katzen beim Flehmen stoßartig und tief durch das Maul ein. Die dabei besondere Lippenstellung legt den Eingang zum Jacobson-Organ, welches hinter den Schneidezähnen liegt, frei. Durch die gehobene Kopfhaltung erlaubt der Kehlkopf das Einatmen größerer Luftmengen, die am Gaumen entlang durch das Jacobson-Organ geleitet werden. Somit können unsere Vierbeiner mithilfe des Flehmens Duftstoffe (insbesondere Pheromone) sowohl riechen als auch schmecken und noch detaillierter und intensiver aufnehmen und analysieren.

Wir können das Flehmen unserer Stubentiger oftmals unmittelbar nach ausführlichem Beriechen von interessanten bzw. aufregenden oder ungewöhnlichen Gegenständen, Pflanzen und anderen Individuen sowie auch in unbekannten Situationen mit für unsere Fellnasen fremden Gerüchen beobachten.

Evolutionsbedingt spielt die Wahrnehmung von Gerüchen vor allem für das Überleben und die Fortpflanzung eine wichtige Rolle. So dient Flehmen vor allem der Aufnahme von unbekannten Gerüchen, die auf eine eventuelle Gefahr -wie z.B. Feinde- hinweisen können. Ebenfalls dienen im Rahmen der olfaktorischen Wahrnehmung bspw. Urinspuren (die Pheromone enthalten) der Erkennung von Artgenossen sowie des Sammelns persönlicher Informationen wie Geschlecht und Hormonstatus. So können wir flehmen oft in Zusammenhang mit der Fortpflanzung beobachten. Uns Menschen fällt das Verhalten bei unseren Katzen außerdem dann auf, kurz nachdem das Hinterteil eines Artgenossen bzw. artfremden Tieres beschnuppert wurde. Flehmen zählt also zu der olfaktorischen Kommunikation (Kommunikation mithilfe von Gerüchen).

Grundsätzlich können alle Säugetiere flehmen, da sie anatomisch mit dem Jacobson-Organ ausgestattet sind.

Dazu interessehalber vielleicht eine kleine Ergänzung: Bei uns Menschen entsteht das Jacobson-Organ im fetalen Stadium, bildet sich allerdings noch vor unserer Geburt zurück, sodass wir lediglich rudimentäre Anlagen von diesem besitzen.

Vor allem unsere in einem Mehrtierhaushalt oder in der Nähe von Artgenossen lebenden Fellnasen kommunizieren u.a. durch das Setzen von Geruchssignalen miteinander. Dies funktioniert, indem in speziellen Zellen oder Drüsen unserer Vierbeiner sog. „Pheromone“ gebildet werden. Pheromone sind artspezifische, bei vielen Tieren sogar individualspezifische chemische Botenstoffe. Sie dienen also dem innerartlichen Kommunikationsaustausch. Mit ihnen können unsere Katzen zum einen persönliche Informationen weitergeben. Zum anderen ist die Produktion gruppeneigener Duftgemische möglich, mit denen sich untereinander bekannte Samtpfoten von fremden Artgenossen unterscheiden können.

Pheromone sind vor allem im Kot, Schweiß, Talg und Harn unserer Fellnasen zu finden. Artgenossen können Pheromone bereits in kleinsten Mengen über einen längeren Zeitraum und je nach Quelle auch auf unterschiedliche Entfernungen wahrnehmen. Pheromone liefern ihnen unterschiedliche Informationen wie bspw. zu Geschlecht, Zyklus, Alter sowie vermutlich auch zu Stimmungslage und Emotionen des Senders.

Wird über den Urin kommuniziert, spricht man vom sog. „Harnmarkieren“ oder auch „Spritzharnen“, welches mit Eintritt der Geschlechtsreife auftritt und vor allem in Verbindung mit Territorial- und Sozialverhalten gezeigt wird. So harnmarkieren nicht selten unkastrierte Kater – und dies meist ganzjährig. Bei weiblichen Tieren tritt Harnmarkieren vorrangig während der Rolligkeit auf.

Markierende Katzen sendet mithilfe ihrer Harnmarkierung Informationen. Indem Artgenossen die entsprechende Harnspur mit der Nase beschnuppern, bekunden sie ihr Interesse an den Informationen und nehmen diese letztendlich durch Flehmen auf.

Neben diesem innerartlichen Kommunikationsaustausch können Harnmarkierungen ebenfalls etwas über den Gesundheitszustand des markierenden Tieres aussagen, da jeder Urin zahlreiche Abbauprodukte enthält (letztendlich vergleichbar mit der Urinabgabe eines Menschen beim Arzt, um eine Erkrankung festzustellen).

Harnmarkieren/Spritzharnen als Markierungsverhalten versus Harnabsatz (Miktion) als reines Ausscheidungsverhalten:

Hier gibt es wahrnehmbare Unterschiede in Verhalten und Körperhaltung unserer Stubentiger sowie in der Harnmenge. Zwar kommunizieren zahlreiche Quellen dahingehend, dass die Urinmenge kein zuverlässiger Anhaltspunkt für markieren bzw. urinieren sei. Doch zeigen Studien und auch Erfahrungen im Zusammenleben mit unseren Vierbeinern, dass mit einer weitaus geringeren Urinmenge (oft nur wenige Harnspritzer) markiert wird, dagegen ein Harnabsatz meist mit viel Urin einhergeht.

Darüber hinaus markieren unsere Katzen meist stoßartig mit einem zum markierenden Objekt zugewandten Hinterteil. Die Körperhaltung ist in der Regel aufrecht, die Hinterbeine sind durchgedrückt. Der Rücken ist leicht gekrümmt, der (meist leicht) zitternde Schwanz/die zitternde Schwanzspitze senkrecht hochgestreckt. Oftmals tippeln unsere Vierbeiner mit den Hinterbeinen, während sie ihren Urin in einiger Höhe nach hinten hin gesprüht bzw. gespritzt gegen eine Senkrechte (selten waagrechte Oberflächen) abgeben. Dagegen befinden sich die Tiere beim Harnabsatz in einer Hockstellung. Ihren Schwanz halten sie dabei waagrecht.

Harnmarkieren, dies vor allem seitens Samtpfoten, gehört mit zu den häufigsten Verhaltensproblemen, weshalb ich als Tierpsychologin kontaktiert werde. Oft handelt es sich dabei um gestresste Tiere, die stellenweise auch (ein hohes) Aggressionsverhalten zeigen.

Die häufigsten Ursachen von Harnmarkieren sind in einem veränderten Lebensumfeld (Umzug, Baby, ein neuer Artgenosse etc.) sowie in sozialen Spannungen zwischen Fellnasen in einem Mehrtierhaushalt bzw. mit Nachbarstieren zu finden. So werden Harnmarkierungen nahe wohnender Fellnasen mit Übermarkierungen durch den eigenen Vierbeiner beantwortet. Weitere Auslöser können außerdem eine zu reinliche Wohnung oder ungewöhnliche bzw. unliebsame Gerüche sein. Auch kommen Unsicherheit, Angst, Hunger, Schmerzen, Krankheiten (z.B. Harnwegserkrankungen) oder falsche Haltungsbedingungen infrage. Harnmarkierungen werden außerdem nicht selten seitens aufgeregter Katzen (z.B. bei Begrüßungen, Besuche, Spaziergänge, der Jagd etc.) gesetzt, weist dieses Verhalten doch auf starke Erregung hin. Auch in Verbindung mit Bestrafungen durch den Menschen oder nach Kämpfen ist ein Harnmarkieren möglich. Bei Letzterem, um sich mit Harnmarkierungen als Sieger sowie -so wird vermutet- als Überlegener zu präsentieren und/oder als Verlierer zu trotzen und -so wird ebenfalls vermutet- die Wiederherstellung seiner eigenen Selbstsicherheit zu zeigen.

Im Falle eines regelmäßigen Harnmarkierens macht ggf. die Kastration eines Vierbeiners Sinn, da nach dieser das Markierverhalten oft aufhört. Ein solcher operativer Eingriff ist mit dem Tierarzt Ihres Vertrauens zu besprechen.

Doch nicht immer hört ein Harnmarkieren nach einer Kastration auf. Bspw. können auch kastrierte Kater in Verbindung mit sexuellen Reizen harnmarkieren, wenn sich eine rollige Katze in ihrer Nähe befindet. Auch bei weiblichen Tieren ändert sich oft deren Sozial- und Territorialverhalten nach einer Kastration kaum. Doch nimmt dagegen meist ihre Erregbarkeit ab, sodass vor allem bei impulsiven Kätzinnen eine Kastration Sinn machen kann.

Typische Stellen, an denen harnmarkiert wird, sind neben diversen Ecken, Wänden, Türen und Fenstern vor allem Textilien wie Gardinen, Vorhänge, Teppiche und Decken. Ebenfalls werden Bäume und Sträucher, Steckdosen, Elektrogeräte sowie neue bzw. diverse Objekte, die bereits mit Pheromonen versehen sind (bspw. getragene Wäsche, Gebrauchsgegenstände bestimmter Personen sowie Artgenossen), aber auch Personen zum Harnmarkieren bevorzugt.

Impulskontrolle, das Gegenteil von Impulsivität, bezeichnet die Fähigkeit zur Kontrolle von eigenen Emotionen und Handlungen, also die der Selbstbeherrschung. Im Zusammenleben mit unseren Katzen und Hunden kommt dieser Fähigkeit eine hohe Bedeutung zu, ist sie doch ein wichtiger Faktor für ein friedliches Zusammenleben. Dagegen stellt eine mangelnde Impulskontrolle oft die Ursache für Verhaltensprobleme in einem Mehrtierhaushalt bzw. zwischen Mensch und Tier dar.

Allseitige Impulskontrolle ist also wichtig. Doch was wir Menschen dabei oft vergessen: Impulskontrolle ist für unsere Fellnasen anstrengend! Kennen Sie dies nicht auch von sich? Je nach Situation ist es schwer, sich im Zaum zu halten und eigene Emotionen zu kontrollieren? Bei unseren Vierbeinern ist das nicht anders. Die Fähigkeit zur Impulskontrolle verlangt einiges von ihnen ab, sodass ihr körperlicher Ressourcenverbrauch dabei oft immens ist.

Die Anstrengung, mit der Impulskontrolle meist einhergeht, hat in der Regel Einfluss auf andere Verhaltensweisen. So sind unsere Katzen im Nachgang oft umso gereizter und frustrierter, je höhere Impulskontrolle sie gezeigt haben. Häufig wird ihre Konzentrationsfähigkeit sowie ihr Erinnerungsvermögen negativ beeinflusst, ebenso wie ihre Ausdauer bei der Bewältigung unliebsamer Aufgaben schneller nachlassen kann. Weiterhin steigt bei Erreichen der persönlichen „Schmerzgrenze“ die Gefahr, bei Provokationen durch Menschen und Artgenossen aggressives Verhalten zu zeigen.

Doch warum löst die positive Fähigkeit „ Impulskontrolle“ bei unseren Samtpfoten im Gegenzug negative Verhaltensweisen aus?

Die Erklärung ist in der Biochemie und mit dieser explizit im Kohlenhydratstoffwechsel und der Glukose (Blutzucker) zu finden. Glukose ist das häufigste Kohlenhydrat im Kohlenhydratstoffwechsel. Als Hauptenergielieferant für Gehirn und Muskeln kommt ihr eine zentrale Bedeutung zu. So benötigen etwa Nervenzellen 25% der körpereigenen Glukose.

Hieran lässt sich erkennen, dass Glukose einen hohen Einfluss auf das Geschehen in und um den Körper unserer Fellnasen hat und sich demzufolge auch auf ihr Verhalten auswirkt. Dies wurde ebenfalls in zahlreichen Tests, die u.a. die Impulskontrolle unserer Fellnasen untersuchten, nachgewiesen: Indem Impulskontrolle mit einer hochgradigen Aufmerksamkeit und Konzentration einhergeht, dies wiederum körperlich sehr anstrengend ist, wird Energie verbraucht. Entsprechend sinkt der Blutzuckerspiegel unserer Fellnasen. Mit diesem Vorgang lassen ebenfalls Konzentrationsfähigkeit & Co. nach. Es besteht also ein Zusammenhang zwischen Impulskontrolle und Blutzuckergehalt.

Basis für den Glukosespiegel im Blut ist zum einen eine ausgewogene Ernährung. Zum anderen sollte die Ernährung auf jedes Tier individuell angepasst sein. Heißt bspw. eine Fellnase sollte kein Hunger leiden; dies auch nicht bei Diäten. Denn kennen nicht auch wir diese Situationen: Unsere Fähigkeit zur Selbstbeherrschung nimmt bei Hunger deutlich ab. Das ist bei unseren Vierbeinern ebenfalls nicht anders.

Weiterhin ist es ratsam, dass sich unsere Katzen und Hunde mithilfe von Trainings in ihrer Impulskontrolle üben. Diese Fähigkeit sollten sie vor allem für Situationen lernen bzw. verbessern, die für das Zusammenleben mit Mensch und Artgenossen wichtig sind.

Impulskontrollen-Übungen sollten sorgfältig und kleinschrittig aufgebaut werden. Sie dürfen die Individualität der zu trainierenden Fellnase nicht außer Acht lassen, da unterschiedliche Faktoren wie bspw. Alter, Rasse, Körperbau, körperliche Einschränkungen und Erfahrungen eines Vierbeiners dessen Fähigkeit zur Impulskontrolle beeinflussen kann. Wird hierauf geachtet, lassen sich Frustration sowie aggressives Verhalten während des Trainings vermeiden und im Gegenzug Motivation und Spaß an den Übungen steigern.

Der Jagdinstinkt unserer Katzen wurde ihnen über Vererbung durch ihre Urahnin, die Falbkatze, in die Wiege gelegt. Damit ist er in der Genetik fest verankert. Wie jeder andere Instinkt (z.B. Territorialinstinkt, Sexualinstinkt etc.) auch, handelt es sich um ein unbewusst gelenktes Verhalten.

Der Jagdinstinkt ist von Tier zu Tier unterschiedlich stark ausgeprägt. Doch selbst, wenn eine Katze kein oder kaum Jagdverhalten zeigt (bspw. weil sie einer Rasse angehört, die nicht für die Jagd gezüchtet wurde), steckt doch ein Raubtier in ihr und der Instinkt zu jagen ist im Grundsatz vorhanden.

In der Epoche, in der noch keine Hauskatzen, sondern ausschließlich deren Wildform (Falbkatze) existierte, war das Jagen als Urinstinkt vor allem deshalb lebensnotwendig und damit arterhaltend, um Beute erlegen und mit ihr den Hunger stillen zu können.

Unsere heutigen domestizierten Fellnasen, vor allem diejenigen, die ein festes Zuhause und einen verlässlichen Dosenöffner haben, sind nicht mehr von der Futtersuche in der Natur abhängig. Entsprechend ist das Jagen zur Befriedigung ihres Existenzbedürfnisses, zu welchem eben auch die Nahrungsaufnahme gehört, nicht mehr zwingend erforderlich.

So stellt sich die Frage, warum zahlreiche unserer Katzen dennoch jagdlich motiviert sind? Dies nicht nur im gemeinsamen Spiel, sondern bspw. auch im Freigang, wenn sie der Anblick von Maus, Vogel & Co. in den Jagdmodus versetzt.

Die Antwort liegt im Zweck, welcher das Jagen von Beute über die Sättigung hinaus außerdem erfüllt: Jagen und mit diesem alle zugehörigen Elemente wie Orientieren, Fixieren, Beschleichen, Hetzen, Packen, Töten, Zerlegen und Fressen baut aufgestaute Energie ab. Das wird bspw. bei Samtpfoten deutlich, die ihre Beute vor dem Fressen (wenn sie überhaupt gefressen wird) bespielen.

Weiterhin ist das Ausleben des Jagdverhaltens für die Gewährleistung eines ausgeglichenen Gemütszustandes unserer Katzen obligat. Allein das Hetzen einer Beute setzt Endorphine im Körper unserer Katzen frei, die sie in einen Glückszustand bringen.

Während sich unsere Freigängerkatzen ihre jagdlichen Bedürfnisse nach Bedarf erfüllen können, ist dies Samtpfoten in reiner Wohnungshaltung vorenthalten. So sind diese erst recht auf ihre/n Mensch/en angewiesen, ein nach individuellen Bedürfnissen angepasstes Spiel- und Beschäftigungsangebot angeboten zu bekommen. Doch auch ein Leben in Freigang und mit Auslauf darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass parallel ein Beschäftigungs- inkl. Spielangebot notwendig ist, um das natürliche Jagdbedürfnis vollumfänglich ausleben zu können.

Ein instinktgetriebenes Jagdbedürfnis nicht befriedigen zu können, kann zu Aggressionsverhalten der entsprechenden Fellnase gegenüber Menschen und/oder Artgenossen bzw. artfremden Tieren führen. Dabei sind häufig nicht artgerechte bzw. nicht auf die subjektiven Bedürfnisse des entsprechenden Vierbeiners abgestimmte Haltungsbedingungen (diesen voran Zeitmangel, eine Unter- bzw. Überforderung in Beschäftigung und Spiel, ein falsches Handling mit Spielzeug etc.) Ursachen für gezeigtes Aggressionsverhalten.

Kratzmarkieren und dem damit zusammenhängenden Kratzen bzw. Krallenwetzen an Gegenständen -dies sowohl Inhaus als auch außerhalb der eigenen vier Wände- dient einerseits der Krallenpflege. Andererseits unterstützt es das Wohlbefinden unserer Samtpfoten, da durch das Kratzen Spannungen abgebaut werden.

Weiterhin ist es Teil des arteigenen Kommunikationsverhaltens. Unsere Samtpfoten besitzen u.a. zwischen ihren Zehen Drüsen. Durch diese wird eine individuelle Duftnote an der Stelle abgegeben, die bekratzt wird. Aufgrund dessen werden Kratzmarkierungen auch als „olfaktorische Markierungen“ (olfaktorisch bedeutet „den Geruchssinn betreffend“) bezeichnet.

Als Bestandteil des Sozial- und Territorialverhaltens steckt jede Katze mit ihren Kratzmarkierungen ihr Territorium ab. So lassen sich entsprechende Kennzeichen vor allem in der Kernzone von Revieren sowie in der Nähe von Streifgebieten (Gebiete, die unverteidigt seitens aller Artgenossen genutzt werden, wie häufig benutzte Wege, Kreuzungen und sich darin befindliche Gebäude und Objekte) finden. Weiterhin hinterlassen Kratzmarkierungen diverse Informationen, die wiederum seitens der Artgenossen „gelesen“ und „ausgewertet“ werden können. So markieren unsere Samtpfoten durch Kratzen vor allem dann auch sehr häufig, sobald sich Artgenossen oder Bezugspersonen in der Nähe befinden.

In der Regel werden Stellen bekratzt, die für eine Katzen eine besondere Bedeutung haben bzw. an welcher sich ein für die Samtpfote bedeutungsvolles Objekt (z.B. Futterstelle, Katzenklo, Ruheplatz etc.) befindet. Je mehr ein und dieselbe Stelle bekratzt wird, desto bedeutungsvoller wird sie. Dies allerdings nicht nur durch den Geruch, sondern vor allem auch durch visuelle Zeichensetzungen, die bspw. durch die Abnutzung von Sisal-Seilen an Kratzbäumen, das Abwetzen von Baumstämmen, Zäunen & Co. nach und nach zu sehen sind. Schließlich löst das Kratzen einer Samtpfoten auch akustische Signale aus. Entsprechend leisten auch diese -zumindest für sich unweit befindliche Artgenossen- einen wichtigen kommunikativen Beitrag.

Die Vorlieben der bekratzen Gegenstände sind von Tier zu Tier sehr unterschiedlich. Gerne werden auf dem Boden liegende Gegenstände (wie Teppiche, Kratzpappen etc.) oder geneigte Objekte (wie angelehnte Balken etc.) mit den Krallen der Vorderpfoten bearbeitet. Vor allem bevorzugt werden jedoch senkrecht stehende Objekte wie Kratzbäume, Bäume, Zäune, Wände, Türen usw. Ebenfalls nach Vorliebe gibt es Samtpfoten, die glatte und feste Oberflächen zum Kratzmarkieren nutzen. Doch meistens werden griffigere und weichere Flächen präferiert, die einerseits die Düfte der Katze besser aufnehmen, sowie andererseits auch für die Hinterlassung optischer Zeichen geeignet sind.

Sollte Ihre Katze (a) schon immer exzessives und zwanghaftes Kratzmarkieren gezeigt haben oder aber sich (b) ein solches Verhalten in immer kürzeren Zeitintervallen zeigen und/oder in seiner Intensität stetig zunehmen, ist dringendster Handlungsbedarf angeraten! Denn exzessivem und zwanghaftem Kratzmarkieren liegt sehr oft eine Verhaltensstörung wie Angststörung bzw. Stereotypie (psychomotorisch auffälliges Verhalten, welches oft zwanghaft ist und sich in wiederholenden und ständig gleichbleibenden Handlungen ohne Ziel äußert) zugrunde, welche durch Krankheiten ausgelöst werden bzw. organische Ursachen haben kann.

Ihre Ansprechpartner sollte dann in erster Linie ein Tierarzt (zur Abklärung evtl. körperlicher Ursachen) bzw. Tierpsychologe (Therapie) sein.

Kennen Sie diese Situation? Sie sind irgendwann nachts einmal von Ihrer Katze mit dem schönsten Miauen aus dem Schlaf gerissen worden und haben darauf mit Streicheleinheiten oder gar Aufstehen und einer nächtlichen Fütterung reagiert? „Was einmal gut geklappt hat, wird erneut funktionieren!“ So zumindest die Ansicht Ihrer Katze. Und meist hat sie damit gar nicht so unrecht. Denn auch in den darauf folgenden Nächte reagieren Sie auf Ihren tierischen Weckdienst, sodass sich in kürzester Zeit ein wunderschönes nächtliches Ritual etabliert hat. Wunderschön zumindest für die tierische Seite.

Aber damit muss Schluss sein! So gelingt es Ihnen irgendwann tatsächlich, nicht mehr auf die nächtlichen Störungen zu reagieren. Doch weit gefehlt. Denn anstatt Sie nun nachts schlafen zu lassen, nimmt das ruhestörende Verhalten Ihres Vierbeiners permanent zu. Das Vokalisieren wird immer eindringlicher und dauert zusehends länger. Nun haben Sie auch Ihr Bett, in dem Sie mit ausgiebigem Treteln und Wühlen bedacht werden, nicht mehr für sich allein. Die Kreativitäts-Liste unserer Katzen ist endlos!

Genau dieses Verhalten wird als sog. „Löschungstrotz“ bezeichnet. Denn anstatt dessen, dass unser Vierbeiner auf unsere Nichtreaktion auf ein unerwünschtes Verhalten (welches wir ja in der Vergangenheit durch unsere Beachtung verstärkt haben) seine Motivation einstellt, wird dieser noch eine ganze Weile versuchen, mithilfe zahlreicher kreativer Versuche unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Beim „Löschungstrotz“ handelt es sich also um ein vorübergehend vermehrt auftretendes Verhalten, welches unsere Vierbeiner zeigen, wenn eine Verstärkung/Belohnung in Form von Aufmerksamkeit, Futter etc. nicht mehr erfolgt.

So lässt sich oft ERSTMALIG gezeigtes unerwünschtes Verhalten vermeiden, indem wir es erst gar nicht (bewusst oder unbewusst!) verstärken/belohnen. In unserem Beispiel der nächtlichen Unruhen erreichen wir dies tatsächlich am besten mithilfe von Ignoranz. Ich bitte Sie aber genau zu unterscheiden (gesamtes Ausdrucksverhalten, Art und Weise von Körperhaltung, Vokalisation …), ob Ihre Fellnase nachts einfach nur „bespaßt“ werden möchte oder diese in Verbindung mit Unwohlsein, Krankheiten & Co. Weckversuche startet. In letztem Fall bedarf es selbstverständlich unserer Aufmerksamkeit und Hilfe.

Bereits LÄNGER GEZEIGTES unerwünschtes Verhalten (Bitte Obacht! Ich differenziere zwischen „unerwünschtem Verhalten“ sowie „Problemverhalten“ und „Verhaltensstörungen“. Die Unterschiede habe ich auf meiner Webseite mit der Überschrift „Der Unterschied macht´s!“ unter dem Link https://animals-in-harmony.de/leistungen/die-verhaltenstherapie/ beschrieben) heißt es ebenfalls zu ignorieren. Doch zeigt das Beispiel der nächtlichen Unruhen, dass wir uns meist erst durch den Prozess des Löschungstrotzes plagen müssen. In der Regel aber werden wir früher oder später für unser konsequentes Durchhaltevermögen belohnt.

Den Begriff „Medical Training“ haben wir aus Amerika übernommen. Die mit dem Training einhergehenden Maßnahmen gehören seit vielen Jahren zum Standard der modernen Zoo- und Wildtierhaltung. Denn große Spezies wie bspw. Delfine, Löwen, Leoparden, Nashorn & Co. sind „nicht einfach mal eben“ festzuhalten, wenn es heißt, medizinische Untersuchungen und Behandlungen durchführen zu müssen. So werden die Tiere mithilfe des Medical Trainings gezielt auf tiermedizinische oder pflegerische Untersuchungen vorbereitet. Mittlerweile hat das Medical Training auch in Deutschland an Bedeutung gewonnen und wird zunehmend auf unsere Haustiere übertragen.

Medical Training steht also für das gezielte Vorbereiten unserer Fellnasen auf die ihnen ungewohnte Situation „Tierarztbesuch“ und in diesem Zusammenhang auf alle Handlungen und Erfahrungen, die sie mit ebendiesem erleben können. So beinhaltet das Training mit Ziel der Stress- und Angstvermeidung (zumindest -reduzierung) vor allem die Körperpflege und Medikation.

+++ Die wichtigsten Übungen: +++

  • Festhalten des Tieres
  • Abtasten des Körpers
  • Ruhig in Seitenlage liegen bleiben
  • Auf einen Tisch gehoben werden
  • Bürsten, Kämmen
  • Pfote in Hand nehmen und untersuchen
  • Krallen schneiden
  • Mäulchen öffnen
  • -Ohren-/Augenkontrolle
  • Baden
  • Medikamenteneingabe (Tabletten, Ohren-/Augentropfen etc.)
  • Transportbox-Training
  • Autofahrten
  • Tierarztbesuche „zum Reinschnuppern“ (wird zunehmend seitens der Tierärzte angeboten)
  • etc.

+++ Die wichtigsten Gründe für ein Medical Training: +++

  • Stress- und Angstreduzierung vor den und während der Tierarztbesuche/n
  • Reduzierung angstbedingter Aggression und entsprechender Folgen
  • Kontrollwahrung über den eigenen Körper
  • Trainingsspaß durch positive Verstärkung
  • Beziehungsförderung Mensch-Tier
  • Erhöhung der menschlichen Bereitschaft, Tierarzt aufzusuchen
  • Alles in allem: Beitrag zum Wohlbefinden unserer Vierbeiner

Fairerweise möchte ich anmerken, dass selbst dem souveränsten Medical Trainings Grenzen gesetzt sind. Dies erwähne ich nicht, um zu demotivieren oder den Gedanken aufkommen zu lassen „Naja, dann bringt es ja nicht wirklich etwas!“ Ich erwähne es, da grundsätzlich die Möglichkeit besteht, dass selbst ein Medical-Training-geübtes Fellchen vor allem auf Maßnahmen, die bspw. sehr schmerzhaft sind, doch einmal mit Emotionen wie Stress oder Angst bis hin zu Aggressionsverhalten reagieren kann. Doch selbst dann können wir davon ausgehen, dass vor allem die Frustrationstoleranz und Impulskontrolle unserer Katzen sehr viel höher ist als ohne ein Training.

Für ein erfolgreiches Medical Training gibt es kein Patentrezept. Doch gibt es unterschiedliche Trainingsansätze, die individuell auf jede Katze angepasst sein sollten, um erfolgreich zu sein.

Häufig wird den Tieren das Medical Training in Verbindung mit einem Clickertraining nähergebracht. Dies ist meist (je nach „Fall“) auch meine Lieblingsvariante, da mit dem „Click/Clicker“ des Clickertrainings eine Belohnung angekündigt wird, die jedes gewünschte Verhalten, welches eine Fellnase zeigt (z.B. Stillhalten bei Ohren-/Augenkontrolle, Nicht-Wegziehen der Pfote beim Krallenschneiden) verstärkt. So verknüpfen die Tiere meist recht schnell etwas Positives mit den Medical-Training-Übungen, woraus folgt, dass diese zusehends ohne Probleme bei dem Tier angewandt werden können.

+++ Die wichtigsten Regeln zum Medical Training: +++

  • Kein Training unter Zwang – Tier langsam an das Training heranführen
  • Zielgerichtetes Training
  • Individuell auf das Tier abgestimmte Training
  • Frühzeitiger Trainingsbeginn (am besten im Kittenalter bzw. Monate vor Tierarztbesuch)
  • Extremst kleinschrittiger Trainingsaufbau mit vielen Wiederholungen (keine Überforderung)
  • Genügend Zeit für das Training
  • Regelmäßiges Training (besser mehrmals am Tag in kleinen Trainingseinheiten, als ein Mal ein langes Training. So prägen sich unsere Katzen das Training schneller und besser ein und werden vor allem bei zu langem Training nicht überfordert und demotiviert)
  • Trainingsaufbau im Rahmen eines Rituals
  • Ritual: z.B. Training an einem bestimmten Ort, auf Decke o.ä.
  • Nutzung eines Signals, um Trainingsbeginn und -ende anzukündigen
  • Belohnung JEDES erwünschten Verhaltens
  • Der Spaßfaktor darf nicht vergessen werden
  • IMMER auf die Körpersprache des Tieres achten

+++ Wann sollten Sie mit dem Medical Training beginnen? +++

Diese Frage ist ganz klar zu beantworten: „Je früher, desto besser; d.h. am besten schon im Kittenalter“! Denn je eher wir das Training als positives Spiel- und Spaßerlebnis in den Alltag unserer Fellnasen integrieren, desto selbstverständlicher sind die Maßnahmen für sie. Die Tiere können sich dann unvoreingenommen und verspielt an entsprechende Situationen gewöhnen.

Sollten Sie eine Katze erst nach diesem Alter adoptieren, empfehle ich auch dann sofort mit dem Medical Training zu beginnen. Denn obwohl die älteren Semester vermutlich etwas länger benötigen, um mit entsprechendem Training vertraut zu werden, sind es gerade diese, die sich mit einem Tierarztbesuch auseinandersetzen müssen. Medical Training ist also in jedem Alter erlernbar!

Unerwünschtes Verhalten liegt dann vor, wenn sich unsere Katzen anders verhalten, als wir es von ihnen erwarten.

Dabei vergessen wir gerne, dass die entsprechende Verhaltensweise selbst oft Bestandteil des normalen art- bzw. rassetypischen Verhaltens ist.

Typisches Beispiel ist das Jagdverhalten, welches je nach Rasse mehr oder weniger stark ausgeprägt ist.

Bei dem „Pica-Syndrom“ handelt es sich um eine psychische Erkrankung aus der Gruppe der Essstörungen. Betroffene Katzen (wobei übrigens auch Menschen, vor allem Kleinkinder, von dieser Essstörung betroffen sein können) nehmen nicht nur ihr übliches Futter zu sich, sondern belecken und/oder besaugen und/oder zerkauen und/oder schlucken ungenießbare, unverdauliche und damit nicht dem Verzehr dienliche Substanzen wie bspw. Plastik, Papier, Gummi, Textilien, Sand, Steine usw. So fallen ihnen nicht selten Gegenstände wie Spielzeug, Decken, Schuhe, Möbel zum Opfer. Die Vorlieben sind sehr unterschiedlich.

So erklärt sich auch, warum die Erkrankung „Pica“ genannt wird. Denn der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet ins Deutsch übersetzt „Elster“. Auch als „diebische Elster“ bekannt, sammelt diese Vogelart gerne diverse Gegenstände ein.

Pica ist eine noch weitgehend unerforschte Erkrankung, die meist innerhalb des ersten Lebensjahres eines Vierbeiners auftritt und mehrere Jahre anhalten kann.

So sind auch die Ursachen noch nicht eindeutig geklärt. Untersuchungen haben aber ergeben, dass bei unseren Samtpfoten vor allem orientalische Rassen wie Siam- und Burma-Katzen sowie deren Mixe von dieser Zwangsstörung betroffen sind, sodass eine Vererbung recht naheliegend zu sein scheint. Inwieweit mangelnde Sozialisation eine Rolle spielt, heißt es ebenfalls abschließend zu klären, zeigen doch Studien, dass oft zu früh von der Mutter getrennte Fellnasen von Pica betroffen sind. Und auch Stress, Langeweile, Unterforderung und Einsamkeit sind denkbar, wurde diese Essstörung auch besonders bei Vierbeinern mit Verhaltensauffälligkeiten beobachtet. Ein weiterer erklärbarer Auslöser wären körperliche Mangelerscheinungen, die bei betroffenen Fellchen das Empfinden auslösen, diverse Substanzen unbedingt zu sich nehmen zu müssen, um eben die Mangelerscheinungen ausgleichen zu können.

Mit dem Pica-Syndrom ist eine Verletzungsgefahr vor allem in der Maulregion und im Magen-Darm-Trakt (z.B. beim Verschlucken von scharfen Plastikteilen) nicht unerheblich. Und auch die generelle Unverdaulichkeit der verschluckten Gegenstände kann lebensgefährliche Folgen, wie bspw. einen Darmverschluss, haben.

Heißt: Sollten Sie beobachten, dass Ihre Fellnase einen unverdaulichen Gegenstand verschluckt hat (dies einmal unabhängig von einem evtl. Pica-Syndrom) ist UNVERZÜGLICH ein Tierarzt aufzusuchen. Mit dessen Hilfe kann auch festgestellt werden, ob das ungewöhnliche Fressverhalten mit einem Pica-Syndrom in Verbindung steht, oder ob es mit einer anderen organischen Erkrankung einhergeht.

Sollte sich herausstellen, dass ein Fellchen unter dem Pica-Syndrom leidet, heißt die erste Maßnahme unbedingt, alle ungenießbaren Gegenstände außer dessen Reichweite aufzubewahren. Die weitere Behandlung hängt davon ab, ob die Essstörung durch eine organische Erkrankung ausgelöst wird oder psychisch bedingt ist. In letzterem Fall wird Ihnen Ihr Tierarzt anraten, Kontakt zu einem Tierpsychologen bzw. Verhaltenstherapeuten aufzunehmen, der dann mit Ihnen alle weiteren notwendigen Maßnahmen bzw. (Therapie-)Schritte besprechen wird.

Die sog. „Piloerektion“ (umgangssprachlich gern auch „Kamm“ oder „Bürste“ genannt) bezeichnet und beschreibt das Aufstellen der Wollhaare durch die Kontraktion (=aktives Zusammenziehen oder Anspannen) von Muskeln. Er kann mit der menschlichen Gänsehaut gleichgesetzt werden.

Bei unseren Katzen zeigt sich eine Piloerektion an einem mehr oder weniger gesträubten Fell, welches sich sowohl auf eine als auch auf mehrere Körperpartien beschränken kann. In der Regel ist sie in Teilabschnitten der Rückenlinie oder komplett entlang der Wirbelsäule, am Schwanz sowie im Nacken-/Schulterbereich sichtbar.

Die Piloerektion ist eine Reaktion des vegetativen Nervensystems. Unsere Vierbeiner können sie nicht bewusst steuern und entsprechend auch nicht willentlich beeinflussen.

Welche einzelnen evolutionären Hintergründe mit der Piloerektion einhergehen, konnte noch nicht abschließend geklärt werden.

Obwohl sich diese Körperreaktion bei allen Umgebungstemperaturen zeigt, gilt als sicher, dass Piloerektion mit der Wärmeregulierung in Zusammenhang steht. Denn indem die aufgestellten Haare eine dünne Luftschicht als zusätzliche Isolation aufbauen, kann die Wärmeabgabe reduziert werden.

Auch besteht Einigkeit darüber, dass Piloerektion mit (relativ) starker Erregung und Anspannung einhergeht. So können wir die aufgestellte/n Fellpartie/n vor allem in Situationen sehen, in denen sich unsere Katzen in einem inneren Konflikt befinden oder bspw. aufgrund von Frustration, Unsicherheit bzw. Angst gestresst sind. Auch Ekel vor etwas kann ebendiese Körperreaktion auslösen. Ist eine Piloerektion am gesamten Körper unserer Vierbeiner zu sehen, zeigt dies große Furcht an.

Einige Menschen bringen Piloerektion mit Dominanzverhalten in Verbindung. Das ist allerdings nicht korrekt. Diese Ansicht ist wohl eher individuellen Empfindungen geschuldet, da unsere Vierbeiner durch das Aufstellen ihres Fells meist sehr viel größer, kompakter und damit stärker wirken. Außerdem sind Piloerektionen bei unseren Vierbeinern als offenes Drohsignal oft in Verbindung mit Aggressionsverhalten zu sehen, bevor zu einem Angriff übergegangen wird.

Hierbei handelt es sich um Verhaltensauffälligkeiten, die über unsere individuelle Betrachtungsweise und ein damit einhergehendes Störempfinden hinausgehen und als lang anhaltende Belastung erlebt werden.

So fügt das betroffene Tier nicht selten sich selbst, Artgenossen, artfremden Tieren und/oder anderen Personen Schaden zu. Problemverhalten ist oft mit Emotionen (wie Angst) verknüpft und mit Leid des entsprechenden Vierbeiners verbunden.

Die Entwicklungsursachen von Problemverhalten können vielfältig sein. Sie reichen von genetischen Faktoren über physische Auslöser (wie Krankheiten, Schmerzen) bis hin zu traumatischen Erfahrungen oder Fehlkonditionierungen durch den Menschen.

Typische Beispiele sind Geräuschängste (z.B. hervorgerufen durch Silvesterknallerei, Türklingel …), TrennungsängsteUnsauberkeit u.v.m.

Psychische Krankheiten entsteht dann, wenn erlernte Muster nicht angemessen oder problematisch sind. Somit beinhalten Verhaltensstörungen abnormes Verhalten, welches grundsätzlich als krankhaft klassifiziert werden kann und beim Patienten selber und/oder seiner Umgebung Leidensdruck verursacht.

Im Gegensatz zu unerwünschtem Verhalten oder Problemverhalten gibt es bei Verhaltensstörungen keinen logischen Auslöser für die gezeigte Reaktion.

Als typisches Beispiel lässt sich autoaggressives Verhalten (wie übermäßiges Putzen oder Schwanzjagen) benennen.

Auf dieser Seite wächst nach und nach ein kleines Lexikon, welches die wichtigsten Begriffe rund um die Tierpsychologie definiert und etwas näher beschreibt.

 

Haben Sie viel Spaß bei Ihrer persönlichen kleinen Weiterbildung!

 

Ein Anamnesebogen ist ein gedrucktes oder digitalisiertes Formular, mit welchem die gesundheitliche Vorgeschichte (Anamnese) eines Patienten systematisch erfasst wird. Entsprechender Dokumentationsbogen wird auch seitens Tierpsychologen gerne eingesetzt, um für die Analyse von Verhaltensauffälligkeiten eines Tieres alle dafür erheblichen Informationen gebündelt zu erhalten.

Anamnesebögen können inhaltlich und formal sehr unterschiedlich aufgebaut sein. Für Tierpsychologen sind vor allem Grunddaten über Tier, Umfeld, evtl. (frühere) Erkrankungen, Medikationen, Ernährung, Beschäftigung u.v.m. relevant. Vor allem wird auch erfasst, wo, wann, zu welcher Zeit in welcher Form welche Verhaltensauffälligkeit gezeigt wird.

Der Anamnesebogen wird seitens der direkten Bezugsperson/en des Tieres (jeder für sich, da die Wahrnehmungen der einzelnen Person sehr unterschiedlich sein können und jeder Hinweis wertvoll sein kann) ausgefüllt. Möglich ist auch das Ausfüllen im Rahmen eines Interviews zwischen Kunden und Tierpsychologen. Diese Variante hat sich als vorteilhaft erwiesen, da in einem gemeinsamen Gespräch evtl. Missverständnisse oder Unklarheiten in den Fragestellungen eines Anamnesebogens direkt geklärt werden können, bzw. der Tierpsychologe Informationen des Kunden bei Notwendigkeit genauer hinterfragen kann.

Je detaillierterzuverlässiger und objektiver der Kunde die Daten/Informationen weitergibt, desto besser kann der Tierpsychologe die Situation des Tieres (und des Kunden) einschätzen und Hilfestellungen in Form von Therapie- und Trainingsmaßnahmen bieten. Das Beibehalten eines objektiven Blickwinkels bei der Zusammenfassung der Informationen gestaltet sich für den Kunden nicht immer einfach. Verständlicher Weise! Es geht um die geliebte Fellnase und so schwingen immer Emotionen mit, die oftmals in den Anamnesebogen mit einfließen.

Hierbei handelt es sich um eine Form der Verhaltensstörung, bei der das Tier in akuten Phasen bzw. über einen längeren Zeitraum hinweg selbst verletzendes Verhalten zeigt.

Die Art und Weise der Verletzungen können dabei sehr unterschiedlich sein; angefangen vom Herausreißen des eigenen Fells, Wundputzen verschiedenster Körperregionen bis hin zum Aufbeißen der Pfoten oder blutig knabbern der eigenen Krallen u.v.m.

Dieses Verhalten kann unterschiedlichste Ursachen haben. Wichtig ist, auf autoaggressives Verhalten möglichst schnell zu reagieren, den Auslöser zu identifizieren und Therapiemaßnahmen einzuleiten. Je früher mit der Behandlung begonnen wird, desto Erfolg versprechender ist diese und desto gravierendere Folgeschäden können vermieden werden.

Mit diesem Schlagwort spreche ich ganz bewusst ein Thema an, bzgl. dessen die Meinungen sehr weit auseinandergehen und oftmals Emotionen hochkochen: Die Bestrafung von Tieren. Doch ist es mir zum einen wichtig, Aufklärung zu Themen rund um unsere Katzen zu betreiben, zum anderen den Lesern meiner Webseite meine Arbeit und Einstellung zu verschiedenen Themen näherzubringen. Schließlich besteht die Möglichkeit, dass Sie mich bezogen auf Ihre Samtpfote um Rat bzw. therapeutische Unterstützung bitten. Dann möchten Sie sich vermutlich mit mir an Ihrer Seite wohlfühlen und Ihren tierischen Freund in guten Händen wissen.

Was genau beinhaltet Bestrafung überhaupt?

Es sind aversive Ereignisse (wie Handlungen, Hilfsmittel, …), die sich gegen ein Tier richten und in diesem zumindest einen unangenehmen Reiz, oft auch starke Abneigung, Angst, Stress oder Schmerzen auslösen. Die Anwendung mehr oder weniger harter Strafen ist eine leider immer noch relativ häufig anzutreffende Erziehungsmethode, die auf ein unerwünschtes Verhalten bzw. eine unerwünschte Handlung eines Tieres folgt und dessen/deren zukünftige Auftretenswahrscheinlichkeit direkt oder indirekt verringert. Auch das Ausbleiben einer positiven Bekräftigung (z.B. Futterbelohnung, Loben, körperliche Zuwendung) kann als Bestrafung gesehen werden.

Typische Bestrafungsbeispiele sind:

  • Schimpfen, in die Hände klatschen
  • Hilfsmittel, die Schreckreize verursachen (bspw. Wasserflaschen oder -pistolen, Rütteldosen, Elektroschock)
  • Diverse Halsbänder (z.B. Korallen-, Würge-, Sprüh-, Stromhalsbänder)
  • Anwendung eines sog. „Nackengriffs“
  • Körperliche Übergriffe wie Schlagen, Treten, Anrempeln, Auf-den-Boden-Werfen etc.
  • Tiere mit Gegenständen bewerfen
  • Bei Unsauberkeit eines Tieres: Nase in die Urinpfütze halten
  • u.v.m.

Meine Philosophie zu Bestrafungen/aversive Methoden:

Vor ganz vielen Jahren fiel mir im Rahmen einer Internetrecherche ein Spruch auf, der meinen Umgang mit Tieren sehr stark geprägt hat, hinter dem ich absolut stehe und den ich entsprechend auch lebe:

„BEHANDLE DEIN TIER STETS SO,
DASS DU IM NÄCHSTEN LEBEN OHNE WEITERES
MIT IHM DIE ROLLEN TAUSCHEN KÖNNTEST!“

Ich denke, dieser Satz sagt alles aus! So spreche ich mich nicht nur ganz bewusst gegen Bestrafungen/den Einsatz aversiver Methoden aus, sondern pflege auch einen entsprechenden Umgang mit meinen eigenen Fellnasen und meinen Kundenfellchen.

Warum? Nicht nur da Bestrafung/aversive Methoden meinen moralischen und ethischen Ansichten widersprechen, führen sie dauerhaft auch nicht zum Erfolg. Im Gegenteil! Bestrafungen mögen im ersten Moment erfolgreich erscheinen (beispielsweise, wenn ein Gegenstand nach einem Tier geworfen wird, dieses vor Schreck wegrennt und wir fälschlicherweise denken „das macht es nie mehr wieder“). Die Gefahr ist jedoch recht groß, dass sich durch Strafen Verhaltensprobleme entwickeln oder wenn diese bereits bestehen, verstärkt werden. Denn Bestrafungen -das ist nichts anderes als bei uns Menschen- lösen in der Regel Unverständnis, Misstrauen, Frust, Aggressionen und mehr aus.

Meine Erfahrungen zeigen mir, dass es sicherlich zu Situationen kommen kann, in denen Katzen extremes Aggressionsverhalten zeigen. Oder der ausgeprägte Jagd- und/oder Spieltrieb eines Vierbeiners wird an seinem Menschen ausgelebt. So schießt eine Fellnase gerne einmal über das Ziel hinaus. Allein schon, um Menschen nicht in Gefahr zu bringen, ist in derartigen Situationen selbstverständlich mit sofortigen Maßnahmen zu reagieren! Doch dabei stellt sich in meinen Augen immer die Frage des „Wie wird es gemacht?“

Egal wie die Situation ist, lege ich immer großen Wert darauf, dass die betroffenen Vierbeiner die angewendete Maßnahme verstehen. So haben Bestrafungen neben ihrer Aversion vor allem einen „Haken“: Im Falle einer auf ein unerwünschtes Verhalten erfolgten Strafmaßnahme lasse ich das Tier quasi im Regen stehen. Denn ich zeige ihm keine Möglichkeit auf, wie es sich statt des unerwünschten Verhaltens verhalten soll. Das Tier weiß also letztendlich mit der Situation nicht viel anzufangen. Resultat: Ich habe mit meiner Bestrafung nichts gewonnen. Denn völlig alternativlos wird entweder genau dieses unerwünschte Verhalten oder ein abgewandeltes bzw. anderes unerwünschtes Verhalten zu späterem Zeitpunkt erneut gezeigt.

Und noch ein wichtiger Einwand: Tierisches Verhalten hat wie bei uns Menschen auch IMMER einen Grund. Meine Aufgabe als Tierpsychologin ist es, den Grund herauszufinden. So zeigen Tiere nach meinen Erfahrungen unerwünschtes Verhalten, weil sie auf anderem Wege nicht die Aufmerksamkeit ihres Menschen erhalten. Dies ist nur eine Möglichkeit von vielen.

Alles in allem lehne ich also Bestrafung ab und favorisierte stattdessen Methoden der klassischen Verhaltenstherapie, so z.B. der Gegenkonditionierung, die auf klassische Konditionierung beruht. Heißt: Ich zeige einem Tier unerwünschtes Verhalten durch Nichtbestätigung an und bekräftige gleichzeitig erwünschtes Verhalten, welches sich dann dauerhaft festigt. Ebenfalls ein Abruftraining ist obligat. Außerdem arbeite ich mit positiven Verstärkern. Diese Methoden ergänze ich gerne mit diversen Trainings- bzw. Managementmaßnahmen (z.B. Clickern, Entspannung, Rituale …).

Clickertraining ist eine Methode, Tieren jegliches Verhalten anzutrainieren und mit ihnen zu kommunizieren. Es erfolgt auf dem Prinzip der positiven Verstärkung erwünschter Verhaltensweisen in Verbindung mit einem Belohnungssystem. Auf jede körperliche Einwirkung oder Korrektur wird im Training verzichtet.

Das Clickertraining beinhaltet ein „Markertraining„. Dabei wird ein Klick“-Signal (bspw. mithilfe eines „Klick“-verursachenden kleinen Handgerätes, dem sog. „Clicker“ oder durch Zunge schnalzen) ausgeführt. Das Geräusch signalisiert dem Tier, dass es ein erwünschtes Verhalten gezeigt hat. Das Tier wird für dieses Verhalten mit einer hochwertigen Belohnung (meist ein für das Tier sehr schmackhaftes Futter) belohnt. So wird das Tier auf das entsprechende Klick-Geräusch hin konditioniert.

Das Clickertraining sollte -angepasst an die Individualität des jeweiligen Tieres- sehr kleinschrittig aufgebaut werden.

1. Schritt:

Das Tier muss den Clicker als Gegenstand und Geräusch kennenlernen und mit dem „Klick“ eine Belohnung verbinden. Dieser Schritt wird dem Tier nähergebracht, indem der Ablauf „Click – Futter – Click – Futter, usw.“ Anwendung findet.

2. Schritt:

Nun muss dem Tier vertiefend das Belohnungsprinzip nähergebracht werden. So muss es verstehen, dass der „Klick“ nur dann erfolgt und eine Belohnung ankündigt, nachdem das Tier erwünschtes Verhalten gezeigt hat. So besteht das Prinzip des Trainings darin, dass ein Tier lernt, ein Verhalten, welches lohnend ist zu zeigen, tatsächlich auch öfter zu zeigen. Es lernt also am Erfolg. Entsprechend ist der Ablauf „erwünschtes Verhalten – Click – Belohnung“.

Aufgrund der präzisen Verhaltensbestätigung ist das Clickertraining –bei Einhaltung bestimmter Regeln– sehr effektiv und vielfältig einsetzbar; angefangen von der Grunderziehung oder als hoch effektive Ausbildungsmethode, bis hin zum Trainieren von Hundesportarten oder Einüben von Kunststücken und Tricks.

Auch ist es ein wichtiger Baustein in der tierpsychologischen Arbeit; sei es im Rahmen von Spiel und Beschäftigung, in Verbindung mit Präventionsmaßnahmen von Verhaltensauffälligkeiten oder zur Therapie von Problemverhalten.

Es kann mit allen Tieren, die dazu körperlich und geistig in der Lage sind, geklickert werden. Das Training ist bereits erfolgreich bei Tieren jeglicher Größe und Spezies, egal ob wild oder domestiziert, jung oder alt angewandt worden. Beispiele sind: Hunde, Katzen, Seehunde, Delfine, Vögel, Ratten, Kaninchen u.v.m.

Deprivationsschäden sind die Folgen mangelnder Umwelt- und Sozialreize. Sie können bei unseren Katzen entstehen, wenn sie reizarm oder lieblos aufwachsen oder gar nicht bzw. mangelhaft sozialisiert wurden und nicht gelernt haben, sich mit ihrer Umwelt auseinander zu setzen. So tritt eine Deprivation oft bei Fellnasen auf, die bereits in jungen Jahren lange Aufenthalte in Tierheimen erlebt haben bzw. im Kennel gehalten wurden.

Um Entstehung und Auswirkungen von Deprivationsschäden verstehen zu können, ist es wichtig zu wissen, dass sich das Gehirn unserer Fellnasen zu einem Großteil erst nach der Geburt entwickelt. Dann heißt es auch, die Entfaltung der einzelnen Sinne durch zahlreiche verschiedene Reize zu fördern. Dabei kommt der ungemein wichtigen „Sozialisierungsphase“ (ab der 3. Woche bis zu den ersten Lebensmonaten) unserer Fellnasen eine entscheidende Bedeutung zu. Egal ob positive oder negative Erfahrungen – jede einzelne gräbt sich in das Gedächtnis unserer Vierbeiner ein.

Wächst ein Tier reizarm auf, mangelt es an intellektuellen Herausforderungen und Erfahrungen, oder findet Sozialisierung mangelhaft oder gar nicht statt, können sich die Nervenzellen des Individuums nicht ausreichend miteinander vernetzen. Resultat:

Die Gehirnstruktur weist Defizite auf, sodass unsere Katzen später nicht in der Lage ist, sich in einer komplexen Umgebung zurecht zu finden und flexibel auf veränderte Bedingungen zu reagieren. Deprivationsschäden beinhalten folglich gravierende Entwicklungs- und Anpassungsstörungen. Durch eine fortschreitende Entwicklung lebt das betroffene Tier unter ständiger Anspannung. Dies führt nicht selten zu Depressionen, Traumata, chronischen Angstzuständen oder aggressivem Verhalten. Im schlimmsten Fall verliert das Tier nach und nach seine Selbstkontrolle.

Deprivationsschäden können sich z.B. darin äußern, dass unsere Samtpfoten sich (stark) von allem und jedem distanzieren, das Haus nicht verlassen möchte, unsauber werden oder sich ungewohnten Situationen entziehen bzw. auf neue Situationen übersensibel reagiert. In ihrer gewohnten Umgebung und einer für sie sicheren Situation verhalten sie sich meist völlig normal. Dies darf dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass betroffene Vierbeiner unter ständig hoher psychischer Belastung leben.

Eine Stabilisierung der von Deprivationsschäden betroffen Fellchen ist grundlegend möglich. Neben einem Leben in ruhigen Bahnen und die Vermeidung von Veränderungen empfiehlt sich die therapeutische Beratung und Betreuung einer Tierpsychologin, die mit einem auf betroffenes Tier individuell zugeschnittenen Therapieplan unterstützen kann.

Grundsätzlich aber liegt es in unserer Verantwortung, Deprivationsschäden unserer Fellnasen durch eine gute Sozialisierung, mit vielfältigen Beschäftigungs- und Spielangeboten im Solitär- und Sozialspiel, mit gemeinsamer Qualitätszeit inklusiv Liebkosungen sowie mit Entspannung und Co. zu vermeiden.

Der Begriff „Enrichment“ bedeutet übersetzt „Bereicherung“ bzw. „Anreicherung“ und setzt sich mit der Frage auseinander, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um den Lebensraum und damit die Lebensqualität von Tieren artgerecht(er) und hochwertig(er) zu gestalten.

Geboren wurde der Gedanke aus der Arbeit mit Zootieren heraus. Die Zielsetzung bestand und besteht darin, Gehegehaltung, die körperliche und geistige Einschränkungen und Entbehrungen der Tiere beinhaltet, durch möglichst artgerechte Gestaltung, vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten etc. anzureichern.

Da die Menschen zunehmend mit dem Bewusstsein leben, Tieren eine eigene Individualität sowie Gefühle und Bedürfnisse zuzugestehen, etabliert sich der Enrichment-Gedanke und dessen Umsetzung auch immer mehr im Zusammenleben mit unseren Haustieren.

Daraus folgend nimmt das Wort „Enrichment“ ebenfalls in der tierpsychologischen Verhaltensberatung und -betreuung einen immer höheren Stellenwert ein. Sowohl in der präventiven Arbeit von Verhaltensauffälligkeiten und -problemen als auch in der Therapie von bspw. Angst- und Aggressionsverhalten tritt „Enrichment“ zunehmend in den Fokus und stellt einen wichtigen Baustein dar.

Das Wort „Enrichment“ gliedert sich in drei verschiedene Bereiche, wobei jede Sparte ihr Augenmerk auf einen anderen Schwerpunkt setzt:

1. „Behavioural Enrichment“ …

bezieht sich auf alle Maßnahmen, die die Sinne von Tieren fokussieren. Ziel ist die geistige Auslastung der Tiere durch das Anbieten von (neuen) Reizen. Beispiele sind Clickertraining, Konzentrationsübungen u.v.m.

2. „Environmental Enrichment“ …

legt das Augenmerk auf alle Maßnahmen, die zur Optimierung der Strukturierung des tierischen Lebensraums beitragen und damit eine Bereicherung des Tieres darstellen. Genannt werden können Maßnahmen wie bspw. die Suche nach geeigneten Standorten für Futterstellen, Toiletten, Ruheplätze bzw. die Optimierung dieser. In diese Kategorie fallen außerdem die Einrichtung von sog. „Stimmungszonen“ oder die optimale Ausnutzung von beengtem Wohnraum.

3. „Social Enrichment“ …

beinhalten alle die Sozialkontakte eines Tieres betreffenden Maßnahmen, sei es zu Artgenossen, Bezugsperson/en oder zu weiteren mit ihm lebenden Menschen. Beispiele sind gemeinsame Aktivitäten wie Kuschel- oder Spielstunden, u.v.m.

Wie die meisten Säugetiere nehmen unsere Katzen Gerüche hauptsächlich über die Nase wahr. Doch darüber hinaus besitzen sie zur Geruchswahrnehmung ein weiteres Sinnesorgan: das sog. „Jacobson-Organ“ (auch „Vomeronasale Organ“ genannt).

Die Geruchsaufnahme mit dem Jacobsonschen Organ (sog. Flehmen) können wir am (leicht) geöffneten Maul, der etwas hochgezogenen Oberlippe und der gehobenen Kopfhaltung erkennen. Meist geht Flehmen mit einem leichten Schmatzen einher. Den dabei gezeigten speziellen Gesichtsausdruck, der einige Sekunden etwas „entrückt“ bzw. abwesend ist, beschreiben viele Menschen etwas belustigt mit den Worten: „etwas dümmlich aus der Wäsche schauen“. Vergleichbar ist die Mimik mit uns Menschen in den Momenten, in denen wir Ekel zeigen.

Im Gegensatz zur Nasenatmung atmen unsere Katzen beim Flehmen stoßartig und tief durch das Maul ein. Die dabei besondere Lippenstellung legt den Eingang zum Jacobson-Organ, welches hinter den Schneidezähnen liegt, frei. Durch die gehobene Kopfhaltung erlaubt der Kehlkopf das Einatmen größerer Luftmengen, die am Gaumen entlang durch das Jacobson-Organ geleitet werden. Somit können unsere Vierbeiner mithilfe des Flehmens Duftstoffe (insbesondere Pheromone) sowohl riechen als auch schmecken und noch detaillierter und intensiver aufnehmen und analysieren.

Wir können das Flehmen unserer Stubentiger oftmals unmittelbar nach ausführlichem Beriechen von interessanten bzw. aufregenden oder ungewöhnlichen Gegenständen, Pflanzen und anderen Individuen sowie auch in unbekannten Situationen mit für unsere Fellnasen fremden Gerüchen beobachten.

Evolutionsbedingt spielt die Wahrnehmung von Gerüchen vor allem für das Überleben und die Fortpflanzung eine wichtige Rolle. So dient Flehmen vor allem der Aufnahme von unbekannten Gerüchen, die auf eine eventuelle Gefahr -wie z.B. Feinde- hinweisen können. Ebenfalls dienen im Rahmen der olfaktorischen Wahrnehmung bspw. Urinspuren (die Pheromone enthalten) der Erkennung von Artgenossen sowie des Sammelns persönlicher Informationen wie Geschlecht und Hormonstatus. So können wir flehmen oft in Zusammenhang mit der Fortpflanzung beobachten. Uns Menschen fällt das Verhalten bei unseren Katzen außerdem dann auf, kurz nachdem das Hinterteil eines Artgenossen bzw. artfremden Tieres beschnuppert wurde. Flehmen zählt also zu der olfaktorischen Kommunikation (Kommunikation mithilfe von Gerüchen).

Grundsätzlich können alle Säugetiere flehmen, da sie anatomisch mit dem Jacobson-Organ ausgestattet sind.

Dazu interessehalber vielleicht eine kleine Ergänzung: Bei uns Menschen entsteht das Jacobson-Organ im fetalen Stadium, bildet sich allerdings noch vor unserer Geburt zurück, sodass wir lediglich rudimentäre Anlagen von diesem besitzen.

Vor allem unsere in einem Mehrtierhaushalt oder in der Nähe von Artgenossen lebenden Fellnasen kommunizieren u.a. durch das Setzen von Geruchssignalen miteinander. Dies funktioniert, indem in speziellen Zellen oder Drüsen unserer Vierbeiner sog. „Pheromone“ gebildet werden. Pheromone sind artspezifische, bei vielen Tieren sogar individualspezifische chemische Botenstoffe. Sie dienen also dem innerartlichen Kommunikationsaustausch. Mit ihnen können unsere Katzen zum einen persönliche Informationen weitergeben. Zum anderen ist die Produktion gruppeneigener Duftgemische möglich, mit denen sich untereinander bekannte Samtpfoten von fremden Artgenossen unterscheiden können.

Pheromone sind vor allem im Kot, Schweiß, Talg und Harn unserer Fellnasen zu finden. Artgenossen können Pheromone bereits in kleinsten Mengen über einen längeren Zeitraum und je nach Quelle auch auf unterschiedliche Entfernungen wahrnehmen. Pheromone liefern ihnen unterschiedliche Informationen wie bspw. zu Geschlecht, Zyklus, Alter sowie vermutlich auch zu Stimmungslage und Emotionen des Senders.

Wird über den Urin kommuniziert, spricht man vom sog. „Harnmarkieren“ oder auch „Spritzharnen“, welches mit Eintritt der Geschlechtsreife auftritt und vor allem in Verbindung mit Territorial- und Sozialverhalten gezeigt wird. So harnmarkieren nicht selten unkastrierte Kater – und dies meist ganzjährig. Bei weiblichen Tieren tritt Harnmarkieren vorrangig während der Rolligkeit auf.

Markierende Katzen sendet mithilfe ihrer Harnmarkierung Informationen. Indem Artgenossen die entsprechende Harnspur mit der Nase beschnuppern, bekunden sie ihr Interesse an den Informationen und nehmen diese letztendlich durch Flehmen auf.

Neben diesem innerartlichen Kommunikationsaustausch können Harnmarkierungen ebenfalls etwas über den Gesundheitszustand des markierenden Tieres aussagen, da jeder Urin zahlreiche Abbauprodukte enthält (letztendlich vergleichbar mit der Urinabgabe eines Menschen beim Arzt, um eine Erkrankung festzustellen).

Harnmarkieren/Spritzharnen als Markierungsverhalten versus Harnabsatz (Miktion) als reines Ausscheidungsverhalten:

Hier gibt es wahrnehmbare Unterschiede in Verhalten und Körperhaltung unserer Stubentiger sowie in der Harnmenge. Zwar kommunizieren zahlreiche Quellen dahingehend, dass die Urinmenge kein zuverlässiger Anhaltspunkt für markieren bzw. urinieren sei. Doch zeigen Studien und auch Erfahrungen im Zusammenleben mit unseren Vierbeinern, dass mit einer weitaus geringeren Urinmenge (oft nur wenige Harnspritzer) markiert wird, dagegen ein Harnabsatz meist mit viel Urin einhergeht.

Darüber hinaus markieren unsere Katzen meist stoßartig mit einem zum markierenden Objekt zugewandten Hinterteil. Die Körperhaltung ist in der Regel aufrecht, die Hinterbeine sind durchgedrückt. Der Rücken ist leicht gekrümmt, der (meist leicht) zitternde Schwanz/die zitternde Schwanzspitze senkrecht hochgestreckt. Oftmals tippeln unsere Vierbeiner mit den Hinterbeinen, während sie ihren Urin in einiger Höhe nach hinten hin gesprüht bzw. gespritzt gegen eine Senkrechte (selten waagrechte Oberflächen) abgeben. Dagegen befinden sich die Tiere beim Harnabsatz in einer Hockstellung. Ihren Schwanz halten sie dabei waagrecht.

Harnmarkieren, dies vor allem seitens Samtpfoten, gehört mit zu den häufigsten Verhaltensproblemen, weshalb ich als Tierpsychologin kontaktiert werde. Oft handelt es sich dabei um gestresste Tiere, die stellenweise auch (ein hohes) Aggressionsverhalten zeigen.

Die häufigsten Ursachen von Harnmarkieren sind in einem veränderten Lebensumfeld (Umzug, Baby, ein neuer Artgenosse etc.) sowie in sozialen Spannungen zwischen Fellnasen in einem Mehrtierhaushalt bzw. mit Nachbarstieren zu finden. So werden Harnmarkierungen nahe wohnender Fellnasen mit Übermarkierungen durch den eigenen Vierbeiner beantwortet. Weitere Auslöser können außerdem eine zu reinliche Wohnung oder ungewöhnliche bzw. unliebsame Gerüche sein. Auch kommen Unsicherheit, Angst, Hunger, Schmerzen, Krankheiten (z.B. Harnwegserkrankungen) oder falsche Haltungsbedingungen infrage. Harnmarkierungen werden außerdem nicht selten seitens aufgeregter Katzen (z.B. bei Begrüßungen, Besuche, Spaziergänge, der Jagd etc.) gesetzt, weist dieses Verhalten doch auf starke Erregung hin. Auch in Verbindung mit Bestrafungen durch den Menschen oder nach Kämpfen ist ein Harnmarkieren möglich. Bei Letzterem, um sich mit Harnmarkierungen als Sieger sowie -so wird vermutet- als Überlegener zu präsentieren und/oder als Verlierer zu trotzen und -so wird ebenfalls vermutet- die Wiederherstellung seiner eigenen Selbstsicherheit zu zeigen.

Im Falle eines regelmäßigen Harnmarkierens macht ggf. die Kastration eines Vierbeiners Sinn, da nach dieser das Markierverhalten oft aufhört. Ein solcher operativer Eingriff ist mit dem Tierarzt Ihres Vertrauens zu besprechen.

Doch nicht immer hört ein Harnmarkieren nach einer Kastration auf. Bspw. können auch kastrierte Kater in Verbindung mit sexuellen Reizen harnmarkieren, wenn sich eine rollige Katze in ihrer Nähe befindet. Auch bei weiblichen Tieren ändert sich oft deren Sozial- und Territorialverhalten nach einer Kastration kaum. Doch nimmt dagegen meist ihre Erregbarkeit ab, sodass vor allem bei impulsiven Kätzinnen eine Kastration Sinn machen kann.

Typische Stellen, an denen harnmarkiert wird, sind neben diversen Ecken, Wänden, Türen und Fenstern vor allem Textilien wie Gardinen, Vorhänge, Teppiche und Decken. Ebenfalls werden Bäume und Sträucher, Steckdosen, Elektrogeräte sowie neue bzw. diverse Objekte, die bereits mit Pheromonen versehen sind (bspw. getragene Wäsche, Gebrauchsgegenstände bestimmter Personen sowie Artgenossen), aber auch Personen zum Harnmarkieren bevorzugt.

Impulskontrolle, das Gegenteil von Impulsivität, bezeichnet die Fähigkeit zur Kontrolle von eigenen Emotionen und Handlungen, also die der Selbstbeherrschung. Im Zusammenleben mit unseren Katzen und Hunden kommt dieser Fähigkeit eine hohe Bedeutung zu, ist sie doch ein wichtiger Faktor für ein friedliches Zusammenleben. Dagegen stellt eine mangelnde Impulskontrolle oft die Ursache für Verhaltensprobleme in einem Mehrtierhaushalt bzw. zwischen Mensch und Tier dar.

Allseitige Impulskontrolle ist also wichtig. Doch was wir Menschen dabei oft vergessen: Impulskontrolle ist für unsere Fellnasen anstrengend! Kennen Sie dies nicht auch von sich? Je nach Situation ist es schwer, sich im Zaum zu halten und eigene Emotionen zu kontrollieren? Bei unseren Vierbeinern ist das nicht anders. Die Fähigkeit zur Impulskontrolle verlangt einiges von ihnen ab, sodass ihr körperlicher Ressourcenverbrauch dabei oft immens ist.

Die Anstrengung, mit der Impulskontrolle meist einhergeht, hat in der Regel Einfluss auf andere Verhaltensweisen. So sind unsere Katzen im Nachgang oft umso gereizter und frustrierter, je höhere Impulskontrolle sie gezeigt haben. Häufig wird ihre Konzentrationsfähigkeit sowie ihr Erinnerungsvermögen negativ beeinflusst, ebenso wie ihre Ausdauer bei der Bewältigung unliebsamer Aufgaben schneller nachlassen kann. Weiterhin steigt bei Erreichen der persönlichen „Schmerzgrenze“ die Gefahr, bei Provokationen durch Menschen und Artgenossen aggressives Verhalten zu zeigen.

Doch warum löst die positive Fähigkeit „ Impulskontrolle“ bei unseren Samtpfoten im Gegenzug negative Verhaltensweisen aus?

Die Erklärung ist in der Biochemie und mit dieser explizit im Kohlenhydratstoffwechsel und der Glukose (Blutzucker) zu finden. Glukose ist das häufigste Kohlenhydrat im Kohlenhydratstoffwechsel. Als Hauptenergielieferant für Gehirn und Muskeln kommt ihr eine zentrale Bedeutung zu. So benötigen etwa Nervenzellen 25% der körpereigenen Glukose.

Hieran lässt sich erkennen, dass Glukose einen hohen Einfluss auf das Geschehen in und um den Körper unserer Fellnasen hat und sich demzufolge auch auf ihr Verhalten auswirkt. Dies wurde ebenfalls in zahlreichen Tests, die u.a. die Impulskontrolle unserer Fellnasen untersuchten, nachgewiesen: Indem Impulskontrolle mit einer hochgradigen Aufmerksamkeit und Konzentration einhergeht, dies wiederum körperlich sehr anstrengend ist, wird Energie verbraucht. Entsprechend sinkt der Blutzuckerspiegel unserer Fellnasen. Mit diesem Vorgang lassen ebenfalls Konzentrationsfähigkeit & Co. nach. Es besteht also ein Zusammenhang zwischen Impulskontrolle und Blutzuckergehalt.

Basis für den Glukosespiegel im Blut ist zum einen eine ausgewogene Ernährung. Zum anderen sollte die Ernährung auf jedes Tier individuell angepasst sein. Heißt bspw. eine Fellnase sollte kein Hunger leiden; dies auch nicht bei Diäten. Denn kennen nicht auch wir diese Situationen: Unsere Fähigkeit zur Selbstbeherrschung nimmt bei Hunger deutlich ab. Das ist bei unseren Vierbeinern ebenfalls nicht anders.

Weiterhin ist es ratsam, dass sich unsere Katzen und Hunde mithilfe von Trainings in ihrer Impulskontrolle üben. Diese Fähigkeit sollten sie vor allem für Situationen lernen bzw. verbessern, die für das Zusammenleben mit Mensch und Artgenossen wichtig sind.

Impulskontrollen-Übungen sollten sorgfältig und kleinschrittig aufgebaut werden. Sie dürfen die Individualität der zu trainierenden Fellnase nicht außer Acht lassen, da unterschiedliche Faktoren wie bspw. Alter, Rasse, Körperbau, körperliche Einschränkungen und Erfahrungen eines Vierbeiners dessen Fähigkeit zur Impulskontrolle beeinflussen kann. Wird hierauf geachtet, lassen sich Frustration sowie aggressives Verhalten während des Trainings vermeiden und im Gegenzug Motivation und Spaß an den Übungen steigern.

Der Jagdinstinkt unserer Katzen wurde ihnen über Vererbung durch ihre Urahnin, die Falbkatze, in die Wiege gelegt. Damit ist er in der Genetik fest verankert. Wie jeder andere Instinkt (z.B. Territorialinstinkt, Sexualinstinkt etc.) auch, handelt es sich um ein unbewusst gelenktes Verhalten.

Der Jagdinstinkt ist von Tier zu Tier unterschiedlich stark ausgeprägt. Doch selbst, wenn eine Katze kein oder kaum Jagdverhalten zeigt (bspw. weil sie einer Rasse angehört, die nicht für die Jagd gezüchtet wurde), steckt doch ein Raubtier in ihr und der Instinkt zu jagen ist im Grundsatz vorhanden.

In der Epoche, in der noch keine Hauskatzen, sondern ausschließlich deren Wildform (Falbkatze) existierte, war das Jagen als Urinstinkt vor allem deshalb lebensnotwendig und damit arterhaltend, um Beute erlegen und mit ihr den Hunger stillen zu können.

Unsere heutigen domestizierten Fellnasen, vor allem diejenigen, die ein festes Zuhause und einen verlässlichen Dosenöffner haben, sind nicht mehr von der Futtersuche in der Natur abhängig. Entsprechend ist das Jagen zur Befriedigung ihres Existenzbedürfnisses, zu welchem eben auch die Nahrungsaufnahme gehört, nicht mehr zwingend erforderlich.

So stellt sich die Frage, warum zahlreiche unserer Katzen dennoch jagdlich motiviert sind? Dies nicht nur im gemeinsamen Spiel, sondern bspw. auch im Freigang, wenn sie der Anblick von Maus, Vogel & Co. in den Jagdmodus versetzt.

Die Antwort liegt im Zweck, welcher das Jagen von Beute über die Sättigung hinaus außerdem erfüllt: Jagen und mit diesem alle zugehörigen Elemente wie Orientieren, Fixieren, Beschleichen, Hetzen, Packen, Töten, Zerlegen und Fressen baut aufgestaute Energie ab. Das wird bspw. bei Samtpfoten deutlich, die ihre Beute vor dem Fressen (wenn sie überhaupt gefressen wird) bespielen.

Weiterhin ist das Ausleben des Jagdverhaltens für die Gewährleistung eines ausgeglichenen Gemütszustandes unserer Katzen obligat. Allein das Hetzen einer Beute setzt Endorphine im Körper unserer Katzen frei, die sie in einen Glückszustand bringen.

Während sich unsere Freigängerkatzen ihre jagdlichen Bedürfnisse nach Bedarf erfüllen können, ist dies Samtpfoten in reiner Wohnungshaltung vorenthalten. So sind diese erst recht auf ihre/n Mensch/en angewiesen, ein nach individuellen Bedürfnissen angepasstes Spiel- und Beschäftigungsangebot angeboten zu bekommen. Doch auch ein Leben in Freigang und mit Auslauf darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass parallel ein Beschäftigungs- inkl. Spielangebot notwendig ist, um das natürliche Jagdbedürfnis vollumfänglich ausleben zu können.

Ein instinktgetriebenes Jagdbedürfnis nicht befriedigen zu können, kann zu Aggressionsverhalten der entsprechenden Fellnase gegenüber Menschen und/oder Artgenossen bzw. artfremden Tieren führen. Dabei sind häufig nicht artgerechte bzw. nicht auf die subjektiven Bedürfnisse des entsprechenden Vierbeiners abgestimmte Haltungsbedingungen (diesen voran Zeitmangel, eine Unter- bzw. Überforderung in Beschäftigung und Spiel, ein falsches Handling mit Spielzeug etc.) Ursachen für gezeigtes Aggressionsverhalten.

Kratzmarkieren und dem damit zusammenhängenden Kratzen bzw. Krallenwetzen an Gegenständen -dies sowohl Inhaus als auch außerhalb der eigenen vier Wände- dient einerseits der Krallenpflege. Andererseits unterstützt es das Wohlbefinden unserer Samtpfoten, da durch das Kratzen Spannungen abgebaut werden.

Weiterhin ist es Teil des arteigenen Kommunikationsverhaltens. Unsere Samtpfoten besitzen u.a. zwischen ihren Zehen Drüsen. Durch diese wird eine individuelle Duftnote an der Stelle abgegeben, die bekratzt wird. Aufgrund dessen werden Kratzmarkierungen auch als „olfaktorische Markierungen“ (olfaktorisch bedeutet „den Geruchssinn betreffend“) bezeichnet.

Als Bestandteil des Sozial- und Territorialverhaltens steckt jede Katze mit ihren Kratzmarkierungen ihr Territorium ab. So lassen sich entsprechende Kennzeichen vor allem in der Kernzone von Revieren sowie in der Nähe von Streifgebieten (Gebiete, die unverteidigt seitens aller Artgenossen genutzt werden, wie häufig benutzte Wege, Kreuzungen und sich darin befindliche Gebäude und Objekte) finden. Weiterhin hinterlassen Kratzmarkierungen diverse Informationen, die wiederum seitens der Artgenossen „gelesen“ und „ausgewertet“ werden können. So markieren unsere Samtpfoten durch Kratzen vor allem dann auch sehr häufig, sobald sich Artgenossen oder Bezugspersonen in der Nähe befinden.

In der Regel werden Stellen bekratzt, die für eine Katzen eine besondere Bedeutung haben bzw. an welcher sich ein für die Samtpfote bedeutungsvolles Objekt (z.B. Futterstelle, Katzenklo, Ruheplatz etc.) befindet. Je mehr ein und dieselbe Stelle bekratzt wird, desto bedeutungsvoller wird sie. Dies allerdings nicht nur durch den Geruch, sondern vor allem auch durch visuelle Zeichensetzungen, die bspw. durch die Abnutzung von Sisal-Seilen an Kratzbäumen, das Abwetzen von Baumstämmen, Zäunen & Co. nach und nach zu sehen sind. Schließlich löst das Kratzen einer Samtpfoten auch akustische Signale aus. Entsprechend leisten auch diese -zumindest für sich unweit befindliche Artgenossen- einen wichtigen kommunikativen Beitrag.

Die Vorlieben der bekratzen Gegenstände sind von Tier zu Tier sehr unterschiedlich. Gerne werden auf dem Boden liegende Gegenstände (wie Teppiche, Kratzpappen etc.) oder geneigte Objekte (wie angelehnte Balken etc.) mit den Krallen der Vorderpfoten bearbeitet. Vor allem bevorzugt werden jedoch senkrecht stehende Objekte wie Kratzbäume, Bäume, Zäune, Wände, Türen usw. Ebenfalls nach Vorliebe gibt es Samtpfoten, die glatte und feste Oberflächen zum Kratzmarkieren nutzen. Doch meistens werden griffigere und weichere Flächen präferiert, die einerseits die Düfte der Katze besser aufnehmen, sowie andererseits auch für die Hinterlassung optischer Zeichen geeignet sind.

Sollte Ihre Katze (a) schon immer exzessives und zwanghaftes Kratzmarkieren gezeigt haben oder aber sich (b) ein solches Verhalten in immer kürzeren Zeitintervallen zeigen und/oder in seiner Intensität stetig zunehmen, ist dringendster Handlungsbedarf angeraten! Denn exzessivem und zwanghaftem Kratzmarkieren liegt sehr oft eine Verhaltensstörung wie Angststörung bzw. Stereotypie (psychomotorisch auffälliges Verhalten, welches oft zwanghaft ist und sich in wiederholenden und ständig gleichbleibenden Handlungen ohne Ziel äußert) zugrunde, welche durch Krankheiten ausgelöst werden bzw. organische Ursachen haben kann.

Ihre Ansprechpartner sollte dann in erster Linie ein Tierarzt (zur Abklärung evtl. körperlicher Ursachen) bzw. Tierpsychologe (Therapie) sein.

Kennen Sie diese Situation? Sie sind irgendwann nachts einmal von Ihrer Katze mit dem schönsten Miauen aus dem Schlaf gerissen worden und haben darauf mit Streicheleinheiten oder gar Aufstehen und einer nächtlichen Fütterung reagiert? „Was einmal gut geklappt hat, wird erneut funktionieren!“ So zumindest die Ansicht Ihrer Katze. Und meist hat sie damit gar nicht so unrecht. Denn auch in den darauf folgenden Nächte reagieren Sie auf Ihren tierischen Weckdienst, sodass sich in kürzester Zeit ein wunderschönes nächtliches Ritual etabliert hat. Wunderschön zumindest für die tierische Seite.

Aber damit muss Schluss sein! So gelingt es Ihnen irgendwann tatsächlich, nicht mehr auf die nächtlichen Störungen zu reagieren. Doch weit gefehlt. Denn anstatt Sie nun nachts schlafen zu lassen, nimmt das ruhestörende Verhalten Ihres Vierbeiners permanent zu. Das Vokalisieren wird immer eindringlicher und dauert zusehends länger. Nun haben Sie auch Ihr Bett, in dem Sie mit ausgiebigem Treteln und Wühlen bedacht werden, nicht mehr für sich allein. Die Kreativitäts-Liste unserer Katzen ist endlos!

Genau dieses Verhalten wird als sog. „Löschungstrotz“ bezeichnet. Denn anstatt dessen, dass unser Vierbeiner auf unsere Nichtreaktion auf ein unerwünschtes Verhalten (welches wir ja in der Vergangenheit durch unsere Beachtung verstärkt haben) seine Motivation einstellt, wird dieser noch eine ganze Weile versuchen, mithilfe zahlreicher kreativer Versuche unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Beim „Löschungstrotz“ handelt es sich also um ein vorübergehend vermehrt auftretendes Verhalten, welches unsere Vierbeiner zeigen, wenn eine Verstärkung/Belohnung in Form von Aufmerksamkeit, Futter etc. nicht mehr erfolgt.

So lässt sich oft ERSTMALIG gezeigtes unerwünschtes Verhalten vermeiden, indem wir es erst gar nicht (bewusst oder unbewusst!) verstärken/belohnen. In unserem Beispiel der nächtlichen Unruhen erreichen wir dies tatsächlich am besten mithilfe von Ignoranz. Ich bitte Sie aber genau zu unterscheiden (gesamtes Ausdrucksverhalten, Art und Weise von Körperhaltung, Vokalisation …), ob Ihre Fellnase nachts einfach nur „bespaßt“ werden möchte oder diese in Verbindung mit Unwohlsein, Krankheiten & Co. Weckversuche startet. In letztem Fall bedarf es selbstverständlich unserer Aufmerksamkeit und Hilfe.

Bereits LÄNGER GEZEIGTES unerwünschtes Verhalten (Bitte Obacht! Ich differenziere zwischen „unerwünschtem Verhalten“ sowie „Problemverhalten“ und „Verhaltensstörungen“. Die Unterschiede habe ich auf meiner Webseite mit der Überschrift „Der Unterschied macht´s!“ unter dem Link https://animals-in-harmony.de/leistungen/die-verhaltenstherapie/ beschrieben) heißt es ebenfalls zu ignorieren. Doch zeigt das Beispiel der nächtlichen Unruhen, dass wir uns meist erst durch den Prozess des Löschungstrotzes plagen müssen. In der Regel aber werden wir früher oder später für unser konsequentes Durchhaltevermögen belohnt.

Den Begriff „Medical Training“ haben wir aus Amerika übernommen. Die mit dem Training einhergehenden Maßnahmen gehören seit vielen Jahren zum Standard der modernen Zoo- und Wildtierhaltung. Denn große Spezies wie bspw. Delfine, Löwen, Leoparden, Nashorn & Co. sind „nicht einfach mal eben“ festzuhalten, wenn es heißt, medizinische Untersuchungen und Behandlungen durchführen zu müssen. So werden die Tiere mithilfe des Medical Trainings gezielt auf tiermedizinische oder pflegerische Untersuchungen vorbereitet. Mittlerweile hat das Medical Training auch in Deutschland an Bedeutung gewonnen und wird zunehmend auf unsere Haustiere übertragen.

Medical Training steht also für das gezielte Vorbereiten unserer Fellnasen auf die ihnen ungewohnte Situation „Tierarztbesuch“ und in diesem Zusammenhang auf alle Handlungen und Erfahrungen, die sie mit ebendiesem erleben können. So beinhaltet das Training mit Ziel der Stress- und Angstvermeidung (zumindest -reduzierung) vor allem die Körperpflege und Medikation.

+++ Die wichtigsten Übungen: +++

  • Festhalten des Tieres
  • Abtasten des Körpers
  • Ruhig in Seitenlage liegen bleiben
  • Auf einen Tisch gehoben werden
  • Bürsten, Kämmen
  • Pfote in Hand nehmen und untersuchen
  • Krallen schneiden
  • Mäulchen öffnen
  • -Ohren-/Augenkontrolle
  • Baden
  • Medikamenteneingabe (Tabletten, Ohren-/Augentropfen etc.)
  • Transportbox-Training
  • Autofahrten
  • Tierarztbesuche „zum Reinschnuppern“ (wird zunehmend seitens der Tierärzte angeboten)
  • etc.

+++ Die wichtigsten Gründe für ein Medical Training: +++

  • Stress- und Angstreduzierung vor den und während der Tierarztbesuche/n
  • Reduzierung angstbedingter Aggression und entsprechender Folgen
  • Kontrollwahrung über den eigenen Körper
  • Trainingsspaß durch positive Verstärkung
  • Beziehungsförderung Mensch-Tier
  • Erhöhung der menschlichen Bereitschaft, Tierarzt aufzusuchen
  • Alles in allem: Beitrag zum Wohlbefinden unserer Vierbeiner

Fairerweise möchte ich anmerken, dass selbst dem souveränsten Medical Trainings Grenzen gesetzt sind. Dies erwähne ich nicht, um zu demotivieren oder den Gedanken aufkommen zu lassen „Naja, dann bringt es ja nicht wirklich etwas!“ Ich erwähne es, da grundsätzlich die Möglichkeit besteht, dass selbst ein Medical-Training-geübtes Fellchen vor allem auf Maßnahmen, die bspw. sehr schmerzhaft sind, doch einmal mit Emotionen wie Stress oder Angst bis hin zu Aggressionsverhalten reagieren kann. Doch selbst dann können wir davon ausgehen, dass vor allem die Frustrationstoleranz und Impulskontrolle unserer Katzen sehr viel höher ist als ohne ein Training.

Für ein erfolgreiches Medical Training gibt es kein Patentrezept. Doch gibt es unterschiedliche Trainingsansätze, die individuell auf jede Katze angepasst sein sollten, um erfolgreich zu sein.

Häufig wird den Tieren das Medical Training in Verbindung mit einem Clickertraining nähergebracht. Dies ist meist (je nach „Fall“) auch meine Lieblingsvariante, da mit dem „Click/Clicker“ des Clickertrainings eine Belohnung angekündigt wird, die jedes gewünschte Verhalten, welches eine Fellnase zeigt (z.B. Stillhalten bei Ohren-/Augenkontrolle, Nicht-Wegziehen der Pfote beim Krallenschneiden) verstärkt. So verknüpfen die Tiere meist recht schnell etwas Positives mit den Medical-Training-Übungen, woraus folgt, dass diese zusehends ohne Probleme bei dem Tier angewandt werden können.

+++ Die wichtigsten Regeln zum Medical Training: +++

  • Kein Training unter Zwang – Tier langsam an das Training heranführen
  • Zielgerichtetes Training
  • Individuell auf das Tier abgestimmte Training
  • Frühzeitiger Trainingsbeginn (am besten im Kittenalter bzw. Monate vor Tierarztbesuch)
  • Extremst kleinschrittiger Trainingsaufbau mit vielen Wiederholungen (keine Überforderung)
  • Genügend Zeit für das Training
  • Regelmäßiges Training (besser mehrmals am Tag in kleinen Trainingseinheiten, als ein Mal ein langes Training. So prägen sich unsere Katzen das Training schneller und besser ein und werden vor allem bei zu langem Training nicht überfordert und demotiviert)
  • Trainingsaufbau im Rahmen eines Rituals
  • Ritual: z.B. Training an einem bestimmten Ort, auf Decke o.ä.
  • Nutzung eines Signals, um Trainingsbeginn und -ende anzukündigen
  • Belohnung JEDES erwünschten Verhaltens
  • Der Spaßfaktor darf nicht vergessen werden
  • IMMER auf die Körpersprache des Tieres achten

+++ Wann sollten Sie mit dem Medical Training beginnen? +++

Diese Frage ist ganz klar zu beantworten: „Je früher, desto besser; d.h. am besten schon im Kittenalter“! Denn je eher wir das Training als positives Spiel- und Spaßerlebnis in den Alltag unserer Fellnasen integrieren, desto selbstverständlicher sind die Maßnahmen für sie. Die Tiere können sich dann unvoreingenommen und verspielt an entsprechende Situationen gewöhnen.

Sollten Sie eine Katze erst nach diesem Alter adoptieren, empfehle ich auch dann sofort mit dem Medical Training zu beginnen. Denn obwohl die älteren Semester vermutlich etwas länger benötigen, um mit entsprechendem Training vertraut zu werden, sind es gerade diese, die sich mit einem Tierarztbesuch auseinandersetzen müssen. Medical Training ist also in jedem Alter erlernbar!

Unerwünschtes Verhalten liegt dann vor, wenn sich unsere Katzen anders verhalten, als wir es von ihnen erwarten.

Dabei vergessen wir gerne, dass die entsprechende Verhaltensweise selbst oft Bestandteil des normalen art- bzw. rassetypischen Verhaltens ist.

Typisches Beispiel ist das Jagdverhalten, welches je nach Rasse mehr oder weniger stark ausgeprägt ist.

Bei dem „Pica-Syndrom“ handelt es sich um eine psychische Erkrankung aus der Gruppe der Essstörungen. Betroffene Katzen (wobei übrigens auch Menschen, vor allem Kleinkinder, von dieser Essstörung betroffen sein können) nehmen nicht nur ihr übliches Futter zu sich, sondern belecken und/oder besaugen und/oder zerkauen und/oder schlucken ungenießbare, unverdauliche und damit nicht dem Verzehr dienliche Substanzen wie bspw. Plastik, Papier, Gummi, Textilien, Sand, Steine usw. So fallen ihnen nicht selten Gegenstände wie Spielzeug, Decken, Schuhe, Möbel zum Opfer. Die Vorlieben sind sehr unterschiedlich.

So erklärt sich auch, warum die Erkrankung „Pica“ genannt wird. Denn der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet ins Deutsch übersetzt „Elster“. Auch als „diebische Elster“ bekannt, sammelt diese Vogelart gerne diverse Gegenstände ein.

Pica ist eine noch weitgehend unerforschte Erkrankung, die meist innerhalb des ersten Lebensjahres eines Vierbeiners auftritt und mehrere Jahre anhalten kann.

So sind auch die Ursachen noch nicht eindeutig geklärt. Untersuchungen haben aber ergeben, dass bei unseren Samtpfoten vor allem orientalische Rassen wie Siam- und Burma-Katzen sowie deren Mixe von dieser Zwangsstörung betroffen sind, sodass eine Vererbung recht naheliegend zu sein scheint. Inwieweit mangelnde Sozialisation eine Rolle spielt, heißt es ebenfalls abschließend zu klären, zeigen doch Studien, dass oft zu früh von der Mutter getrennte Fellnasen von Pica betroffen sind. Und auch Stress, Langeweile, Unterforderung und Einsamkeit sind denkbar, wurde diese Essstörung auch besonders bei Vierbeinern mit Verhaltensauffälligkeiten beobachtet. Ein weiterer erklärbarer Auslöser wären körperliche Mangelerscheinungen, die bei betroffenen Fellchen das Empfinden auslösen, diverse Substanzen unbedingt zu sich nehmen zu müssen, um eben die Mangelerscheinungen ausgleichen zu können.

Mit dem Pica-Syndrom ist eine Verletzungsgefahr vor allem in der Maulregion und im Magen-Darm-Trakt (z.B. beim Verschlucken von scharfen Plastikteilen) nicht unerheblich. Und auch die generelle Unverdaulichkeit der verschluckten Gegenstände kann lebensgefährliche Folgen, wie bspw. einen Darmverschluss, haben.

Heißt: Sollten Sie beobachten, dass Ihre Fellnase einen unverdaulichen Gegenstand verschluckt hat (dies einmal unabhängig von einem evtl. Pica-Syndrom) ist UNVERZÜGLICH ein Tierarzt aufzusuchen. Mit dessen Hilfe kann auch festgestellt werden, ob das ungewöhnliche Fressverhalten mit einem Pica-Syndrom in Verbindung steht, oder ob es mit einer anderen organischen Erkrankung einhergeht.

Sollte sich herausstellen, dass ein Fellchen unter dem Pica-Syndrom leidet, heißt die erste Maßnahme unbedingt, alle ungenießbaren Gegenstände außer dessen Reichweite aufzubewahren. Die weitere Behandlung hängt davon ab, ob die Essstörung durch eine organische Erkrankung ausgelöst wird oder psychisch bedingt ist. In letzterem Fall wird Ihnen Ihr Tierarzt anraten, Kontakt zu einem Tierpsychologen bzw. Verhaltenstherapeuten aufzunehmen, der dann mit Ihnen alle weiteren notwendigen Maßnahmen bzw. (Therapie-)Schritte besprechen wird.

Die sog. „Piloerektion“ (umgangssprachlich gern auch „Kamm“ oder „Bürste“ genannt) bezeichnet und beschreibt das Aufstellen der Wollhaare durch die Kontraktion (=aktives Zusammenziehen oder Anspannen) von Muskeln. Er kann mit der menschlichen Gänsehaut gleichgesetzt werden.

Bei unseren Katzen zeigt sich eine Piloerektion an einem mehr oder weniger gesträubten Fell, welches sich sowohl auf eine als auch auf mehrere Körperpartien beschränken kann. In der Regel ist sie in Teilabschnitten der Rückenlinie oder komplett entlang der Wirbelsäule, am Schwanz sowie im Nacken-/Schulterbereich sichtbar.

Die Piloerektion ist eine Reaktion des vegetativen Nervensystems. Unsere Vierbeiner können sie nicht bewusst steuern und entsprechend auch nicht willentlich beeinflussen.

Welche einzelnen evolutionären Hintergründe mit der Piloerektion einhergehen, konnte noch nicht abschließend geklärt werden.

Obwohl sich diese Körperreaktion bei allen Umgebungstemperaturen zeigt, gilt als sicher, dass Piloerektion mit der Wärmeregulierung in Zusammenhang steht. Denn indem die aufgestellten Haare eine dünne Luftschicht als zusätzliche Isolation aufbauen, kann die Wärmeabgabe reduziert werden.

Auch besteht Einigkeit darüber, dass Piloerektion mit (relativ) starker Erregung und Anspannung einhergeht. So können wir die aufgestellte/n Fellpartie/n vor allem in Situationen sehen, in denen sich unsere Katzen in einem inneren Konflikt befinden oder bspw. aufgrund von Frustration, Unsicherheit bzw. Angst gestresst sind. Auch Ekel vor etwas kann ebendiese Körperreaktion auslösen. Ist eine Piloerektion am gesamten Körper unserer Vierbeiner zu sehen, zeigt dies große Furcht an.

Einige Menschen bringen Piloerektion mit Dominanzverhalten in Verbindung. Das ist allerdings nicht korrekt. Diese Ansicht ist wohl eher individuellen Empfindungen geschuldet, da unsere Vierbeiner durch das Aufstellen ihres Fells meist sehr viel größer, kompakter und damit stärker wirken. Außerdem sind Piloerektionen bei unseren Vierbeinern als offenes Drohsignal oft in Verbindung mit Aggressionsverhalten zu sehen, bevor zu einem Angriff übergegangen wird.

Hierbei handelt es sich um Verhaltensauffälligkeiten, die über unsere individuelle Betrachtungsweise und ein damit einhergehendes Störempfinden hinausgehen und als lang anhaltende Belastung erlebt werden.

So fügt das betroffene Tier nicht selten sich selbst, Artgenossen, artfremden Tieren und/oder anderen Personen Schaden zu. Problemverhalten ist oft mit Emotionen (wie Angst) verknüpft und mit Leid des entsprechenden Vierbeiners verbunden.

Die Entwicklungsursachen von Problemverhalten können vielfältig sein. Sie reichen von genetischen Faktoren über physische Auslöser (wie Krankheiten, Schmerzen) bis hin zu traumatischen Erfahrungen oder Fehlkonditionierungen durch den Menschen.

Typische Beispiele sind Geräuschängste (z.B. hervorgerufen durch Silvesterknallerei, Türklingel …), TrennungsängsteUnsauberkeit u.v.m.

Psychische Krankheiten entsteht dann, wenn erlernte Muster nicht angemessen oder problematisch sind. Somit beinhalten Verhaltensstörungen abnormes Verhalten, welches grundsätzlich als krankhaft klassifiziert werden kann und beim Patienten selber und/oder seiner Umgebung Leidensdruck verursacht.

Im Gegensatz zu unerwünschtem Verhalten oder Problemverhalten gibt es bei Verhaltensstörungen keinen logischen Auslöser für die gezeigte Reaktion.

Als typisches Beispiel lässt sich autoaggressives Verhalten (wie übermäßiges Putzen oder Schwanzjagen) benennen.