Es sei direkt vorweggenommen: Entsprechendes Verhalten ist unseren Stubentigern in die Wiege gelegt. D.h. es ist als ein instinktives Verhalten fest in ihrer Genetik verankert. Doch wozu dient es?
Kitten werden in den ersten Wochen nach ihrer Geburt mit der Milch der Mutter versorgt. Die Entwöhnung von der Muttermilch beginnt ungefähr in der vierten Lebenswoche und ist in der Regel bis zur achten Lebenswoche abgeschlossen. Ab der vierten bis sechsten Lebenswoche beginnen die Kleinen mit dem Fressen fester Nahrung. Dazu bietet ihnen die Mutterkatze zuerst Beutetiere in totem, später in halb totem bzw. lebendigem Zustand an. So ist es den Kitten möglich, die Beutetiere langsam zu erkunden und den Umgang mit ihnen zu erlernen.
Um die Neugierde der jungen Kätzchen auf das entsprechende Beutetier zu entfachen, kündigt die Mutter ihren Fang an. Dies entweder in Verbindung mit dem sog. „Mäuseruf“, dessen kehliges Gurren einen Spannungsaufbau erzeugen soll und den Jungen kleinere gefahrlose Beute ankündigt. Die Kitten nähern sich dann in der Regel schnell/er der Beute. Oder aber die Katzenmutter wendet den sog. „Rattenruf“ an, der aus einem lauteren, fast schreienden Geräusch besteht und ein oft größeres, doch zumindest wehrhaftes Beutetier signalisiert. In diesem Fall ist eine gewisse Vorsicht geboten und die Kätzchen nähern sich meist nur zögerlich dem Fund. Die Art und Weise des Rufes informiert die Kleinen also über die Qualität der mitgebrachten Beute.
Vielleicht stellen Sie sich nun die Frage, weshalb eine Katzenmutter ihren Jungen überhaupt „gefährliche“ Beute präsentiert? Zum einen hängt dies mit dem Beutetiervorkommen des entsprechenden Lebensraumes zusammen. Zum anderen bereiten Katzenmütter ihre Jungen gewöhnlich in jeder Hinsicht bestens auf ein zukünftiges Leben in Selbstständigkeit vor. Dies auch im Bereich des Jagd- und Beutefangverhaltens. So lernen die Kleinen den Umgang mit wehrhaften Beutetieren sowie grundsätzlich evtl. Gefahren besser einschätzen zu können. Und diese zu kennen ist lebenserhaltend für junge Samtpfoten, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben.