Die Reaktion auf Katzenminze (Nepeta cataria) wird hauptsächlich durch eine chemische Verbindung ausgelöst: Nepetalacton. Dabei handelt es sich um ein flüchtiges Iridoid (= leicht verdampfender, pflanzlicher Duftstoff mit biologischer Wirkung), das in den Blättern und Stängeln der Pflanze vorkommt. Dieses Molekül dockt an bestimmte Riechrezeptoren im sog. „Vomeronasalorgan“ (= Geruchsorgan im Nasenraum, das auf die Wahrnehmung von Pheromonen und bestimmte Duftstoffe spezialisiert ist) der Katze an.
Der durch das Nepetalacton ausgelöste Reiz wird im Gehirn weiterverarbeitet und führt zur Ausschüttung von sog. „Endorphinen“. Entsprechend körpereigene Botenstoffe wirken euphorisierend, ähnlich wie ein kurzer, natürlicher Rauschzustand.
Nicht jede Katze reagiert – und nicht jede reagiert gleich
Interessanterweise reagieren nicht alle Katzen auf Katzenminze. Genetische Untersuchungen zeigen, dass etwa 60 bis 70 % der Katzen weltweit eine Reaktion zeigen. Verantwortlich dafür ist ein dominantes Erbmerkmal. Besonders junge Katzen unter drei Monaten reagieren oft noch nicht auf die Pflanze – erst mit zunehmendem Alter entwickelt sich die entsprechende olfaktorische Sensibilität. Auch das Verhalten selbst variiert stark: Während einige Katzen sehr aktiv auf den Reiz reagieren – mit heftigen Bewegungen, Rollen oder Maunzlauten – bleiben andere eher passiv und scheinen lediglich zu schnuppern oder still zu genießen. Diese Unterschiede sind sowohl genetisch als auch individuell bedingt.
Mehr als nur ein Spieltrieb: Mögliche evolutionäre Vorteile
Neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass Katzenminze nicht nur ein harmloses Rauschmittel ist, sondern auch potenziell evolutionäre Vorteile bietet. Studien zeigen, dass Nepetalacton insektenabweisend wirkt und Katzen, die sich an nepetalactonhaltigen Pflanzen reiben, deutlich seltener von Mücken und anderen Insekten gestochen werden. Diese Schutzfunktion könnte erklären, warum das Verhalten in der Natur erhalten geblieben ist: Katzen, die sich regelmäßig mit solchen Pflanzen einreiben, könnten im Vorteil sein, insbesondere in tropischen oder mückenreichen Regionen.
Es gibt Alternativen zu Katzenminze – und manche wirken sogar stärker
Nicht nur Katzenminze hat den Effekt, das Belohnungssystem der Katze zu aktivieren und ein rauschähnliches Verhalten auszulösen. Andere Pflanzen wie Silberwein (Actinidia polygama), oder Baldrian (Valeriana officinalis) enthalten verwandte Wirkstoffe, die bei manchen Katzen eine noch intensivere Reaktion hervorrufen. Während in Katzenminze Nepetalacton dominiert, enthalten Baldrian und Silberwein unter anderem Actinidin, dass bei einem Teil der Katzen eine stärkere Wirkung hervorrufen kann. Studien deuten darauf hin, dass Katzen, die nicht auf Katzenminze reagieren, durchaus auf diese Alternativen ansprechen – ein wichtiger Hinweis z.B. für die tiergerechte Beschäftigung.
Fazit: Zwischen Genuss, Biologie und Nutzen
Was wie Spielerei wirkt, ist in Wahrheit das Ergebnis einer komplexen biologischen Reaktion – gesteuert durch Duftmoleküle, Rezeptoren, Genetik und Neurochemie. Die Faszination der Katzen für Katzenminze ist also keinesfalls irrational, sondern lässt sich wissenschaftlich gut erklären. Für Halter:innen bleibt Katzenminze damit ein bewährtes, sicheres und artgerechtes Mittel zur Beschäftigung – sofern die Katze zu den „Reagierenden“ gehört.