Warum klettern manche Katzen auf Bäume, kommen aber nicht mehr herunter?

 

Katze Baum klettern

… Meistens bewegen sich unsere Vierbeiner mühelos durch ihr Revier; Bäume erklimmen mit inbegriffen. Dabei nutzen sie in der Regel zwei Klettermethoden. Entweder schieben sie sich zuerst mit ihren Hinterbeinen nach vorne und ziehen den Oberkörper nach oder aber sie halten sich mit ihren Vorderfußkrallen am Baumstamm fest und ziehen den Hinterkörper nach. Welche der beiden Methoden sie auch nutzen: Meist kommen sie flink in der Baumkrone an.

Unterstützt werden unsere Katzen bei ihren Vorwärtsbewegungen von ihren Krallen, die nach vorne und unten gebogen sind und damit das ideal geformte Kletterwerkzeug darstellen. Doch dies funktioniert eben nur bei Vorwärts-, dagegen aufgrund der beschriebenen Krallenstellung nicht bei Rückwärtsbewegungen. D.h. unsere Vierbeiner müssten sich am Baumstamm um 180 Grad drehen, um mit dem Kopf voran auf den Boden zurückzugelangen. Eine Drehung ist sicherlich an Ästen möglich, jedoch nicht an einem vertikalen Baumstamm.

So passiert es, dass unsere Fellnasen abrutschen und sich Verletzungen zuziehen, wenn sie sich nicht mehr halten können. Springen, vor allem von hohen Bäumen, ist aufgrund der hohen Verletzungsgefahr tabu, denn in der Regel können sie Entfernungen ganz gut einschätzen. Die meisten Katzen hangeln sich daher vorsichtig und langsam rückwärts bewegend am Stamm entlang, bis sie den Boden sicher erreicht haben. Doch ist die Fähigkeit, diese Methode umsetzen zu können, nicht angeboren. Sie muss erlernt werden. Dies hat zur Folge, dass eher Kitten oder langjährige Wohnungskatzen, also die Kategorien der Kletterunerfahrenen, nicht mehr allein von einem Baum kommen. Vor allem dann nicht, wenn im unteren Stammbereich keine Äste vorhanden sind.

Was können Sie tun, um Ihrer Samtpfote aus einer solchen misslichen (und meist nicht ganz ungefährlichen) Lage zu retten?

Das Wichtigste vorab: Auch wenn es nicht unbedingt leicht fällt, versuchen Sie selbst ruhig zu bleiben. Denn Fellnasen spüren unsere Aufregung und Angst und durch „Stimmungsübertragung“ (wie übrigens auch in anderen Situationen wie bspw. beim Tierarztbesuch) stecken wir unsere Fellnasen bzgl. unserer Emotionen an.

  • Sprechen Sie beruhigend auf Ihre Katze ein.
  • Erschrecken Sie Ihre Katze nicht mit unbedachten Handlungen. Lassen Sie sich in dem Zusammenhang bitte etwas Zeit, eine Lösung zu finden, bevor Sie etwas Unüberlegtes tun und damit sich und/oder Ihr Tier in Gefahr bringen.
  • Manchmal hilft es, einfach abzuwarten. Nicht selten schaffen es unsere Samtpfoten doch allein nach unten. Spätestens dann, wenn sie ihre schlimmste Angst überwunden haben.
  • Wenn der Baum nicht zu hoch ist und Sie erkennen, dass Ihre Samtpfote sich „einfach nur“ nicht traut, den Rückzug anzutreten können Sie versuchen, sie mit ihren Lieblingsleckerlis zu locken. Oft ist der Wunsch an Futter zu gelangen ein guter Angstüberwinder. Bitte aber Obacht! Sie kennen Ihre Katze am besten. So schätzen Sie bitte sehr genau ab, ob Ihre Katze grundsätzlich das Abwärtsklettern bewältigen kann oder ob sie (vielleicht aufgrund mangelnder Klettererfahrung) Ihre Hilfe benötigt. Im letzten Fall sollten Katzen nicht zum Abwärtsklettern gelockt werden.
  • Prüfen Sie, ob Sie eine Leiter in der Nähe haben. Auch längere und breitere Bretter oder eine Katzentreppe kann zum Einsatz gebracht werden. Einen kleinen Tipp: Nutzen Sie ein Hilfsmittel, welches ihre Fellnase bereits im Vorfeld (am besten regelmäßig) kennengelernt hat (z.B. ein langes Brett, welches sie sogar schon beschnuppern und kratz markieren durften). So ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass es seitens Ihrer Samtpfote auch bei Rettungsaktionen angenommen wird.
  • Bitte nutzen Sie nur absolut sichere und intakte Hilfsmittel.
  • Bitte sichern Sie sich beim Einsatz der Hilfsmittel ab. Dies beginnt schon damit zu schauen, dass eine Leiter feste und sicher auf dem Boden steht.
  • Bitte überschätzen Sie sich nicht. Holen Sie sich bitte unbedingt Unterstützung, sollten Sie Ihrem Vierbeiner nicht allein vom Baum helfen können. Grundsätzlich ist es sowieso immer sicherer, eine Rettungsaktion mit einer weiteren Person durchzuführen.
  • Holen Sie vor allem bei höheren Bäumen die Feuerwehr zu Hilfe, wenn Ihre Katze das Abwärtsklettern nicht allein schafft und Sie nicht helfen können. Je nach Baumhöhe würde ich den Einsatz der Feuerwehr grundsätzlich empfehlen, denn Sicherheit für alle Beteiligten muss das A und O sein. Ein Feuerwehreinsatz kostet in der Regel zwischen 100 und 300 €. Sicherlich nicht wenig Geld. Doch kann dieser (in Relation gesehen) kleine Betrag Leben retten. Wiederum einen kleinen Hinweis: Sollten Sie eine Tierhaftpflichtversicherung abgeschlossen haben, schauen Sie doch einmal in ihre Unterlagen, ob die Kosten für den Feuerwehreinsatz nicht von der Versicherung übernommen werden.
  • Bitte versorgen Sie Ihren Vierbeiner direkt nach Ende einer Rettungsaktion mit Futter und Wasser. Dies vor allem dann, wenn Ihre Katze eine längere Zeit im Baum verbracht hat.
  • Lassen Sie Ihre Samtpfote bitte nach der Rettungsaktion zur Ruhe kommen. Das Erlebnis muss auch seitens ihrer Katze erst einmal „verdaut“ werden.