Warum schielen viele Siamkatzen?

 

Katze schielen Genetik Gen Veranlagung

… Vorab etwas Grundsätzliches zur genetischen Veranlagung und den Augen von Siamkatzen: Als sog. „Point-Katze“ ist die Rasse neben ihrem aufgehellten Fell durch eine blaue Augenfarbe gekennzeichnet. Entsprechende Kombination wird als „Teil-Albinismus“ bezeichnet. Dagegen kennzeichnet reine Albinos ein rein weißes Fell. Albinismus geht mit einer angeborenen Störung der Melanin-Bildung einher. Melanin ist als farbgebendes Pigment für die Haut-, Haar- und Augenfarbe eines Individuums von großer Bedeutung. Reinen Albinos fehlt das Pigment Melanin komplett, wohingegen es bei Teil-Albinos auch nur teilweise fehlt.

Melanin ist weiterhin für die korrekte Entwicklung des Sehapparates relevant. In der Iris ist es außerdem für die Regulierung der ins Auge gelangenden Lichtmenge zuständig und trägt zur Sehschärfe bei. Albinismus wirkt sich also auch auf das visuelle System eines Individuums aus.

Neben dem genannten Albinismus gehört auch der sog. „Nystagmus“ (Augenzittern) und der sog. „Strabismus“ (Schielen) zur genetischen Veranlagung von Siamkatzen. Strabismus beschreibt eine angeborene Augenfehlstellung, die seitens der Elterntiere vererbt wird. Dabei sind die Augen nicht parallel zueinander ausgerichtet. Denn entweder ein Auge oder gar beide Augen zeigen nach innen zur Nase hin oder nach außen zum Ohr hin und weichen damit von der normalen Sichtachse ab.

Grundsätzlich sind kleine Muskeln des jeweiligen Auges für die Steuerung der Bewegungen in diverse Richtungen verantwortlich. Ist nun ein Augenmuskel zu kurz bzw. zu lang und liegt damit die Muskulatur beider Seiten in keinem Gleichgewicht, kommt es zu entsprechender Augenbewegung in abnormale Richtung.

Auch, wenn Katzen mit Strabismus nicht selten in ihrer Konzentrationsfähigkeit beeinflusst sind und Tiefen nicht richtig einschätzen können, passen sie sich meist gut an den gegebenen Zustand an und kommen im Leben wunderbar zurecht.

Wichtig ist außerdem zu wissen: Samtpfoten, die in späteren Lebensabschnitten plötzlich Strabismus entwickeln, sollten unbedingt einem Tierarzt vorgestellt werden. Denn dann steckt meist eine Verletzung oder ernsthafte Erkrankung dahinter, die es abzuklären gilt und die behandelt werden muss.

Das Schielen der Siamkatze wird übrigens mit einer schönen Legende in Verbindung gebracht:

Ein alter Mönch, der mit seinen beiden Siamkatzen, der trächtigen Katze „Chula“ und Kater „Tien“ in einem Tempel lebte, verstarb. Die beiden Samtpfoten blieben mit dem Schatz des Tempels, einem goldenen juwelengeschmückten Becher, jedoch ohne einen Tempel-Wächter zurück. So entschieden sich beide dazu, dass Tien aufbrechen sollte, um einen jungen Priester als neuen Tempel-Wächter ausfindig zu machen, während Chula auf den Schatz aufpassen sollte. Gesagt, getan! Doch im Laufe der Zeit fiel es Chula immer schwerer, ständig geradeaus auf den Becher zu starren, um diesen zu bewachen. So begann sie zu schielen. Doch nicht nur das! Um endlich einmal schlafen zu können, schlang sie ihren Schwanz um den Becher, damit dieser während des Schlafs nicht gestohlen werden konnte. So entstand der „Knickschwanz“, den ebenfalls viele Siamkatzen aufzeigen. Einige Wochen später kam Tien mit einem jungen Geistlichen zurück. Chula hatte zwischenzeitlich ihre Jungen geboren: Alle Kitten spielten schielend und mit augenscheinlich sichtbar geknicktem Schwanz in der Sonne.